Als Medienexperte Rede und Antwort gestanden

Basilika_Dreh_2013Das läutet das Telefon. Die Kathpress ist am anderen Ende der Leitung. Der 8. Mai ist Mediensonntag und ich wurde angefragt, wie sich die Dinge bei den Orden „medienmäßig“ entwickeln. Mittlerweile sind es schon wieder fast vier Jahre (seit Juni 2012), dass ich in Wien arbeite und dort das Medienbüro aufgebaut habe. Und wie es so ist, fallen einem da schon verschiedene Dinge ein, die aus Theorie kommen aber vor allem aus Praxis und Erfahrung stammen. So wurde ich schließlich zusammengefasst:

„Die neuen Möglichkeiten des Internets werden von den katholischen Orden immer mehr als wichtiges Einsatzgebiet erkannt: „In den jüngsten Jahren verzeichnen die Gemeinschaften eine große Steigerung der Internet- und Social Media-Präsenz. Immer mehr Orden haben eigene PR-Verantwortliche und werden sich bewusst, dass ein Zugehen auf jüngere Gesellschaftsgruppen nicht um Facebook und Co herum kann“, schilderte Ferdinand Kaineder, der Leiter des Medienbüros der Ordensgemeinschaften, im Interview.

„Orden haben der Gesellschaft viel anzubieten – ob bei Spiritualität, Sozialem, Gesundheit, Bildung oder Kultur „, so das Credo des Kommunikationsexperten, der selbst auf sämtlichen Internet-Plattformen präsent ist. Die wichtigste Vermittlungsarbeit würden die 105 Frauen- und 87 Männerorden des Landes weiter in persönlichen Begegnungen leisten, und viele von ihnen führen weiterhin eigene Zeitschriften für lang aufgebaute Kontakte. „Die Nachfrage nach Social Media-Kursen und Beratung in den Gemeinschaften ist gestiegen“, berichtete Kaineder.

Längst seien es mehr als nur eine Handvoll Ordensleute, die in den neuen Formen von Öffentlichkeit zu Hause sind. Die Franziskaner etwa sind mit Videoclips im Internet auf Mission, die Kongregation der Helferinnen oder die Dominikaner über Facebook, und die Zahl bloggender Patres und Schwestern steigt, zählte Kaineder einige Beispiele auf. Das hier zur Verfügung gestellte Wissen und die Erfahrungen aus dem Ordensalltag seien „sehr wertvoll“, so die Beurteilung des Medienexperten. Ein eigenes Medienzentrum hat indes unlängst das Stift Heiligenkreuz gestartet.

Das 2012 gestartete Medienbüro mit Sitz an der Wiener Freyung unterstützt und vernetzt bei Medienfragen, hilft „Themen in den öffentlichen Diskurs einfließen zu lassen und deren Anschlussfähigkeit aufzuzeigen“, so Kaineder. Dabei gelte es auch das Grundproblem zu überwinden, dass Orden auf Nachhaltigkeit, Langfristigkeit und auch Langsamkeit ausgerichtet sind – nicht aber die Logik der Medien. „Es wäre nicht sinnvoll, wenn alle Ordensleute ein rasantes Tempo leben. Mit dem Medienbüro versuchen wir, bei wichtigen Themen dennoch schnell zu sein“, erläuterte der Fachmann.

Im Medienbüro verfolge man den Grundsatz „online first“, mit der Homepage www.ordensgemeinschaften.at und den Web-2.0-Kanälen als zentralem Werkzeug. An Journalisten richten sich Aussendungen, Pressekonferenzen, Foto-Service, Medientage und -empfänge, darüber hinaus wird eine ganze Palette von externen und auch internen Kommunikationskanälen bespielt. Zu den Printformaten zählen hier das zweimonatlich erscheinende Ordensmagazin „ON“, Mini-Erklärbücher zu bestimmten Aspekten und der Jahresbericht „Summa“, der sich an Interne und Entscheidungsträger wendet. Interne Informationsblätter, periodische Aussendungen nach Themen und eigene Newsletter komplettieren das Angebot.

Dass es innerhalb der Ordensgemeinschaften viele unterschiedliche oder konträre Themensetzungen, Gewichtungen und Positionen zu Kirche und Gesellschaft gibt, sieht Kaineder mehr als „großen Reichtum“ denn als Problem: „Hier gilt es, unhierarchisch auf gute Weise mit den Meinungen umzugehen, die Gesellschaft eben ausmachen, und die Vielfalt zu schätzen.“ Wichtig sei dennoch eine „Abstimmung“ zumindest der gewählten Vertretungen und der Experten untereinander: Erst so sei bei Schwerpunktthemen wie Flüchtlinge, Klima, Nachhaltigkeit, Gemeinschaftsleben oder Wirtschaft der gemeinsame Fokus möglich.“