Der Bäcker backt nicht selbstverständlich

In meinem Heimat-Bergdorf Kirchschlag ist es möglich, ins lokale Kaufhaus zu gehen und ein frisch gebackenes „Frühstücksflesserl“ von „unserem Bäcker im Ort“ zu kaufen. Das sehe ich als großes Geschenk und nicht als Selbstverständlichkeit, dass das möglich ist. Das Kirchschlager Brot ist noch dazu ein Brot und keine aufgebackenen „Teiglinge“. Wer vom Schwarzbrot einige Tage herunter schneidet, hat immer noch Brot unter dem Messer. Da kann das mit allen Werbemitteln angepriesene „Teiglinge-Brot“ einfach nicht mithalten. Bei den Bergwochen hatte ich früher immer dieses Kirchschlager Brot mit. Es war bis zum letzten Tag frisch im Gegensatz zu anderen Broten, die von den BergfreundInnen mitgenommen wurden.

Junge Leute backen mit Spaß
baeckerei_kirchschlagWarum ist das so? Damit es weiter Brot im Bergdorf gibt, braucht es zwei Dinge. Da ist einmal die Bäckerei. Ich habe den Eindruck und spüre es auch, dass hier ein paar junge Leute am Werk sind, die Spaß haben an ihrer Arbeit, an ihrem Produkt. Das Bäckerleben ist ja etwas außerhalb des normalen Zeitrhythmus. Um Mitternacht aufstehen und fertig sein, wenn alle in der Arbeit sind, also schon Brot gegessen haben. Wir können hier in Kirchschlag froh sein, dass sich hier diese Frauen und Männer rund um das Brot und die wunderbaren Mehlspeisen  „gefunden“ haben. Das ist die eine Seite. Es braucht aber auch KonsumentInnen, die diese „echten Brot-Produkte“ auch kaufen, konsumieren, genießen. Die „tief gefrorene Teigling“ lauert verführerisch in allen Supermärkten und das in vollem Angebot bis zur letzten Minute. Es kann schon sein, dass in unserem Kaufhaus einmal das spezielle Flesserl gerade aus ist. Das ist gut so. Nochmals: Das ist gut so. Wo kommen wir auf Dauer hin, wenn wir immer alles und sofort jederzeit zur Verfügung haben? Das redet uns der Teigling aus den Tiefkühlfach ein. Dort liegt die Konsum-Ideologie – aber nicht die nährende Lebensphilosophie. Zurück zu unserem Bäcker hier im Bergdorf. Euch allen Danke.

Das irre Verhältnis

katzenmilchDa nimmt man das Flesserl, streicht Butter hinein. Fertig ist es. Der Kaffee dazu. Die Zeitung lockt. Klar ist, dass der Geschmack des Flesserls den Inhalt der Zeitung übertrifft. Deshalb keimt der Zweifel auf, ob ich überhaupt die Zeitung „dazulesen“ soll. Ich blättere. Dann die Headline: „Bauern kritisieren Preise im Handel. Da gehen die Wertigkeiten verloren!“. Ein Bild (siehe Bild) sagt mehr als tausend Erklärungen. Die Katze schaut auf ihre Katzenmilch zum Preis von 4,95 EUR. Daneben steht die Trinkmilch im Glas mit 0,54 EUR. Das ist kein Tippfehler. Und ich frage mich beim Frühstück wieder einmal: Was ist los mit unserer Welt? „Geiz ist geil“ hat in den meisten Menschen das „gute Verhältnis, die Wertigkeiten“ tiefgehend zerstört. Es ist der Preis, der die Gefühle im Verhältnis zum Wert steuert. Billig ist gut. Billigst ist hervorragend. Ich schaue seit Jahren keine Werbung mehr an, die mit den Zeitungen geliefert wird. Ich lasse mir meine Wertigkeitsverhältnisse, die ich an der Natur und der Nachhaltigkeit ausrichten will, nicht durch „Sonderangebote“ zerstören. Heini Staudinger sagt: „Die Milliardenindustrie Werbung redet uns täglich ein.“ Hier zum Nachschauen. Zurück zu unserem Bäcker. Gut, dass ihr Brot backt, hier für uns im Bergdorf und weit über Kirchschlag hinaus. Brot und keine aufgebackenen Teiglinge. Ihr seid deshalb nicht die billigsten, aber die besten.