Rand ist Mitte

Das Weihnachtsfest klopft schon fest an. Auf Facebook posten immer mehr Leute ihre Wartezeiten an den Kassen. Die Weihnachtspost schwemmt Gedichte, Wünsche und Lebensweisen herein. Mehr oder weniger persönlich. Mehr oder weniger gut gemacht oder gut gemeint. Selten beides. In fast jedem Fall hochwertig im Material. Und dann die handschriftlichen Zeilen. Ja, ein Mensch mit Handschrift. Selten, aber ich genieße es und mache es selber auch. Füllfeder und „Schönschreibe“ eingestellt, damit es leserlich bleibt. Weihnachten klopft unüberhörbar an.

Ihr da macht das

Die Weihnachtsbäume auf der Freyung werden schon weniger. Die Innenministerin muss noch ausholen gegen die Kirche und ein mediales Klischee-Feindbild vor die Krippe setzen. Macht Platz. Sie weiß nicht, nein, sie will es nicht hören, dass Orden schon viel machen. Sie tun es nicht entlang von medialen Kampagnen. Dort 10 Personen, da 150 in Mödling, im Shalom-Kloster Pupping ziehen 12 Flüchtlinge ein. Und so geht es weiter. Eher still und leise. Dort wollen sie helfen wie die Kreuzschwestern und dann sagt die Politik und Bevölkerung: Nein. Die Politik sitzt in der Mitte und befiehlt, was am Rand zu geschehen hat. Wir dirigieren und ihr da hinten macht das. Inszenierter Schlagabtausch am Rücken derer, die uns brauchen.

Neuem Platz geben

Und dann heute der Papst. Er liest den Kurien-Kardinälen die Leviten. Der Teaser der FAZ liest sich so: „Papst Franziskus hat seiner Kurie eine Mischung aus Gier, Machtstreben und Reform-Unfähigkeit vorgeworfen. Einige in der Kurie benähmen sich, als ob sie „unsterblich, unantastbar und unverzichtbar“ seien.“ Und weiter: Intrigen und Karrierestreben hätten die Kurie mit „geistlichem Alzheimer“ infiziert. Sie müsse sich ändern: „Eine Kurie, die sich nicht selbst hinterfragt, die sich nicht modernisiert, die sich nicht bessert, ist krank.“ Das sagt nicht irgendwer. Das sagt der irdische Chef selber. Das ist Mut. Ganz persönlich. Hier die ganze Ansprache. Sie werden den Kopf schütteln und sagen: Wie lange lassen wir uns das gefallen? Und ich denke an die vielen geriatrischen Zirkel auch in unserer Kirche. Oder: Da will sich in Linz eine Jugendkirche entwickeln und der Pfarre, dem PGR schmeckt das gar nicht. Es wäre so einfach: Papst Franziskus hören und sich freuen über neues Leben.

Der Rand ist die Mitte

_IMG_4747Froh bin ich über einige Freundschaften, die mir die Spur zum Wesentlichen immer wieder finden helfen. Werner Pfeffer hat den Dankraum Rand eröffnet. Was sind das für nährende Gespräche mit ihm. Wie viel kann ich dabei für meine Arbeit mit den Orden mitnehmen. Der Rand wurde für die meisten Gründerinnen und Gründer der Orden zur Mitte. Sie haben jenseits der Komfortzone gelebt und Menschen aufgerichtet. Als Vagabund an der Westbahnstrecke begegnet mir immer wieder Rand. In mir selber, wenn ich die heimatliche Mitte verlasse und in Menschen, die in ihrem Unterwegs-Sein den Rand bewohnen (müssen). Ganz sichtbar ist der „soziale Rand“. Da mühen sich gerade zu Weihnachten viele Menschen und Organisationen ab. Persönlich bin ich überzeugt, dass die Einsamkeit viele Menschen an den Rand führt. Die Einsamkeit. Im Stall zu Bethlehem waren es die Hirten und die Könige, die genau diesen Rand da draußen als Mitte gesehen, erlebt und gemeinsam gestaltet haben. Das wird die Kunst sein: Dem Leben am Rand eine gemeinsame Mitte geben. Aber stopp: Gott selbst kam in den Rand und fand unter diesen Menschen seine Mitte, die Beziehung. Ich denke, der Papst ist inspiriert von diesem „Weihnachtsgeschehen“. Er macht ernst. Gesegnete Weihnacht allen.