Der Wandel vollzieht sich gerade

erz1Es sind keine ermutigenden Botschaften vom EU-Flüchtlings-Gipfel heute. Schon seit geraumer Zeit geht mir ein Ausspruch von Bischof Aichern in seiner Amtszeit – also vor 2005 – nicht aus dem Sinn: „Die EU ist eine Wirtschaft-Union und es fehlt ihr die solidarische Seite.“ Genau das rächt sich. Die Solidar-Union wurde in Sonntagsreden beschworen. Am Sonntag, den sie selbst für die Wirtschaft und das Geschäft immer opfern wollen und wollten. Ein Haufen Egoismen ergibt noch lange keinen Zusammenhalt. Und ich erinnere mich an meine Think-Tank-Arbeit, wo im Endeffekt auch immer wieder 2011 die Frage im Raum stand: „Wie schaffen wir den Zusammenhalt?“ Gefragt haben damals die Wirtschaftseliten, weil sie ihre „Elitage“ dahin schwimmen sahen. Es ging weniger um das Teilen, sondern um den Erhalt des Bestandes. Gemeint war eher: Wer schafft den Zusammenhalt, damit wir oben stehen können. Vorne. Wenige die Goldmedaille bekommen. Heute zeigen sich die Egoismen ganz brutal: Neben der FP schwenkt die VP-Elite auf „kurze Sicht“ und will ihren Machterhalt mit Ausgrenzung absichern. Die SP trommelt den Marsch dazu. Sie schüren Angst und den Egoismus. Die christlichen Grundsätze, die in Nächstenliebe wurzeln, werfen sie über Bord und nehmen genau denen etwas weg, die ohnehin nicht viel haben. Die Mindestsicherung wird zum Vokabel für Ausgrenzung, zur Hoffnungsmache bei der immer dünner werdenden Mittelschicht und die Beruhigungspille bei den Eliten. Teilen? Nein, wegnehmen und weiter anhäufen. Menschen sagen heute ganz offen: Das alles wird sich nicht ausgehen, was hier von der Politik gerade eingefädelt wird. Wir fahren an die Wand. Bringe das Deine ins Häuschen und schließe dich ab. Oder anderes Beispiel: Heute stellte die EU 6 Milliarden Zahlungen an die Türkei in den Raum. Besser wäre es gewesen, sie hätten beschlossen, 7 Millionen Flüchtlinge in den nächsten 5 Jahren ankommen zu lassen, mit ihrem Knowhow, den Fähigkeiten, den Talenten und der mitgebrachten Innovation. Nein. Bestand sichern und dafür „alt werden“.

Aber

IMG_7489Die andere Seite ist, dass sich gerade ein tiefer Wandel vollzieht. „Woche der Wirksamkeit„, „Den Wandel gestalten„, Symposium Dürnstein, die Beispiele vom Klimapilgern, „Wandelwoche“, „Aufbrüche“, „Gutes Leben“,…. nennen sich die Veranstaltungen und Initiativen. Ein neues Wohnen entsteht und nennt sich Cohousing, weil Menschen wieder mehr das Wir sehen zusammen mit ihrem Ich. Die IG-Milchbauern steuern bewusst einen biologischen und regionalen Kurs. Dass die Kammern und Verbände noch am „Alten“ hängen, ist nur aus alten Abhängigkeiten erklärbar. Das Neue hat es immer schwer. Nicht jeder Prophet oder jede Prophetin wurde gehört, verstanden. Manche von ihnen wurden eliminiert. Es ging nicht nur Jesus so, der Liebe, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, spirituelle Offenheit hinein in den Himmel gelebt hat. Die „Amts“-Kirche war die meiste Zeit in der Geschichte an der Seite der Mächtigen. Das merken sich die Menschen. Sie sind skeptisch. Heute dauert es auch sehr lange, bis sich maßgebliche Kräfte und Autoritäten der Kirche dem Wandel vorbehaltlos anschließen, den Wandel unterstützen. Direkt unvorstellbar, wenn Papst Franziskus nicht gekommen wäre. Er verlangt von den Kirchenmenschen – vor allem den Verantwortlichen – Positionierung an der Seite der Armen und Bewegung. Ja, Bewegung und Mitmachen beim Wandel hin zu Solidarität und gewaltfreiem Frieden. An der Bushaltestelle hat heute wer gemeint: „Unsere nationalen und persönlichen Egoismen werden sich Rächen in Gewalt.“ Der Wandel kann es verhindern.

1 Kommentar

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    • F.H. auf 8. März 2016 bei 06:58

    Danke für diese klaren Gedanken, die ich so ähnlich gestern auch gedacht habe:

    Nicht auszudenken, Papst Franziskus wäre der von Gott gesandte Prophet (vieles spricht dafür, genau gar nichts dagegen), dazu gerufen, die Menschheit zur Umkehr zu bewegen, zu bewahren vor dem endgültigen – selbst verschuldeten! – Untergang…
    Dank moderner Medien, kann die ganze Menschheit ihn hören, seit 3 Jahren trommelt er an unsere Türen: „Wacht auf! Hört auf Gottes Worte! Achtet die Erde! Seid barmherzig, wie auch Euer Vater barmherzig ist!…“ Alles nachzulesen in Enzykliken, Predigten, Reden, Büchern…

    Aber wir, besonders „die Christlichen“ (Parteien), verteidigen unser Hab und Gut mit Zähnen und Klauen und die „unschönen Bilder“ (F. Kurz) werden zynisch zu Notwendigkeiten zwecks Bewahrung unserer zusammengerafften Sicherheiten schöngeredet. Kein Gedanke wird verschwendet an unseren nicht unerheblichen Beitrag am Zustand von Erde und Welt im Jahre 2016.

    Ja, wer hört auf den Propheten, wenn er selbst im eigenen Land nicht gehört und geachtet wird?!?

    „Das Leben unserer Kindeskinder wird einmal viel härter als unser Leben heute. Bis zu einem gewissen Grad ist diese deprimierende Zukunft schon nicht mehr abzuwenden, denn wir haben der Erde schon allzu großen Schaden zugefügt. (…) Aber das ist ganz und gar kein Grund, nichts zu tun – im Gegenteil, jetzt und heute müssen wir etwas unternehmen. (…) Wir müssen uns mehr anstrengen. Je früher wir aufhören, die Erde auszuplündern, desto weniger schrecklich wird unsere Zukunft sein. (Dave Goulson, Universitätsprofessor, Entomologe)

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