Drei Tage Höllengebirge

Über den Schafluckensteig geht es hinauf auf den Brunnkogel

Über den Schafluckensteig geht es hinauf auf den Brunnkogel

Um 19 Uhr steht vor dem Hochleckenhaus ein Radfahrer. Er fragt nach dem Weg hinunter zu den Langbathseen. Wir sind von dort gekommen. Es hat vor einer Stunde einmal ordentlich geregnet. In der Gaststube sitzen „Einheimische“. Einer hört das, springt mit seiner Kamera auf und fotografiert den Radfahrer. Dieser gibt einen Urschrei von sich, einen „Siegesschrei“, eine „Selbstüberwindungseruption“. Es war aber pure Verzweiflung. Der einheimische Fotograf: „Es ist der 4. Radfahrer, der je hier auf dem Hochleckenhaus war.“ Wir fragen uns alle: Wo kommt er her? Er antwortet ruhig: „Vom Feuerkogel über die Riederhütte.“ Was das geheißen hat, werden wir erst morgen erahnen. Absolut untauglich für Radfahrer. Nochmals. Absolut untauglich. Warum er so gekommen ist? „Das Navi hat es mir gezeigt.“ Er ist auf der Hütte geblieben. Die Frage – was war ihr schrecklichster Tag – wird dieser Mann im Schlaf beantworten können. Es war der 14. Juli 2014 mit dem Rad vom Feuerkogel hinüber zum Hochleckenhaus.

Zu Fuß eine wunderbare Tour

Die Riederhütte mit einer guten Aura.

Die Riederhütte mit einer guten Aura.

Wir sind zu zweit die Route aus den OÖNachrichten gegangen – aber umgekehrt. 1. Tag: Gasthaus Kreh – Schafluckensteig – Brunkogel (1.708m) – Hochleckenhaus (Übernachtung). 2. Tag: Hinein in den Pfaffengraben (1.340m) – hinauf auf den  Grünalmkogel (1.821m) – hinüber zur Riederhütte (Mittagsrast) – weiter hinüber auf den Feuerkogel und Übernachtung in der Christophorus-Hütte. 3. Tag: Abstieg zum Gasthaus Kreh – Schwimmen im See und eine gute Forelle beim Kreh. Warum Kreh? Erst die 7 Person konnte uns hier Auskunft geben. Es kommt von den Hirschen, die in der Brunft „krehen“. Das Wetter war uns hold. Obwohl Schlechtwetter angesagt war, hat uns kein Regentropfen erreicht. Geregnet hat es in der Nacht. Die angegebenen 15-18 Stunden haben wir bei weitem nicht ausgeschöpft. Der Weg ist anspruchsvoll vom Gelände und der Wegbeschaffenheit, aber wunderschön. Der Blick wird immer wieder frei gegeben auf neue und überraschende Perspektiven hinein in das Land oder hinunter auf die Langbathseen und hinüber auf den Traunstein, die schlafende Griechin (Erlakogel) und schließlich ins Tote Gebirge. Auf der „Kanzel“ bei der Christophorushütte kommt Demut und Dankbarkeit auf, wenn das ganze Land so vor den Augen sich ausbreitet.

Wo sind die Menschen?

Von der Kanzel eine wunderbare Sicht

Von der Kanzel eine wunderbare Sicht

Das Gehen selber ist bei uns geprägt vom Atem und der Achtsamkeit auf den Weg. Ich bin kein Freund der „quasselnden Bergpartien“. Zum Reden bleibt Zeit bei den Rastplätzen, am Gipfel und vor allem auf den Hütten. Ich schätze das meditative Gehen. Die eigenen Gedanken werden frei, verschwinden, wollen Platz nehmen, gehen mit dir, finden eine Abzweigung und neue gesellen sich dazu. So ist dieses Weitgehen über Stunden eine Chance, den inneren Raum leer werden zu lassen und Freiraum für neue Gedanken zu schaffen. Außerdem: Manchmal ist das Schweigen, Fühlen und Spüren ein guter Weg zum „Zusammenschwingen“. Wir haben in diesen Tagen festgestellt, dass sehr wenige Menschen unterwegs waren. Wo sind die Menschen? – haben wir uns gefragt. Schön war das zufällige Zusammentreffen mit Bekannten auf der Riederhütte. Sie ist nach unserer Wahrnehmung in einer wunderbaren Lage. Dort haben sich ein paar Leute zur Nächtigung eingefunden, vor allem auch ein paar Kinder. Die Stille, die Atmosphäre und die Lage hätten uns fast festgehalten, wenn wir nicht nächsten Tag früh absteigen hätten müssen. Beim Kreh angekommen, hat ein Paar die Schuhe angezogen. „Wo geht ihr hin?“, war unsere Frage.

Schwimmen am See und "schön war es".

Schwimmen am See und „schön war es“.

„Über das Höllengebirge.“ Sie haben den Tipp aus den OÖN. Die Zeitungen und Medien möchte ich bitten, mehr solche praktische Tipps zu veröffentlichen. Viele Menschen wissen heute gar nicht mehr, dass man in die Berge gehen kann.
Und über den Radfahrer haben wir dann und wann auch gesprochen. Er muss aus unserer Sicht sein Rad zu 95% getragen haben. Bewundernswert? Nein, eher Dummheit. Und: Weg mit dem Navi in den Bergen. Orientierung und „Raum-Denken“ werden damit ausgelöscht. Ein gute Karte und die Wegmarkierungen zeigen den Weg.

Hinüber zum Feuerkogel, Traunstein dahinter.

Hinüber zum Feuerkogel, Traunstein dahinter.

Das Gewitter über dem Attersee kommt näher

Das Gewitter über dem Attersee kommt näher

Der Brunnkogel ist ein wunderbarer Aussichtsberg

Der Brunnkogel ist ein wunderbarer Aussichtsberg