Ein Rundherum mit Gipfel

11_PanoIMG_0446Wir hatten vor, einen gemütlichen Tag zu verbringen. Und doch wollten wir uns einer Herausforderung stellen. Nein, nicht stellen, sondern eine Herausforderung gehen. Bei uns in Oberösterreich heißt es etwas, wenn einer oder eine sagt: „Ich war am Traunstein.“ Dieser Berg steht ganz massiv und mächtig im Voralpenland. Er ist weit nicht der höchste Berg, aber er hat ein Alleinstellungsmerkmal: Er steht alleine als erster Berg vor der Alpenkette. Dahinter sind höhere Berge und doch redet man vom Traunstein (1.691m). Er ist viel begangen und die Gedenktafeln der Verunglückten werden immer mehr. 1.200 Höhenmeter im steilen Gelände unterschätzen viele. Aber wir wollen es heute gemütlicher angehen. Also rundherum.

Gegen den Uhrzeiger

1Moralm_IMG_0428Der Blick auf die Uhr zeigt am Umkehrparkplatz am Ende der Ostuferstraße, dass wir nicht zu nachtschlafener Stunde aufgestanden sind. 9 Uhr. Los geht es Richtung Moaralm. Nach einer Stunde ständig ansteigender Forststrasse sind wir da, wo ich noch nie war. Der „leichtere Abstieg“ vom Traunstein geht über die „Moaralm“ und doch kommt man daran nicht vorbei, weil sie nicht direkt am Weg ins Tal zum See liegt. Heute  kommen wir von der anderen Seite und setzen uns auf eine Buttermilch vor die Hütte. Wunderbar. Buttermilch ist aus meiner Erfahrung ein tolles Getränk für Geher und Wanderer. Da ist vieles, alles drinnen, was uns „Ergänzungsnahrungsmittel“ – oder wie man das nennt – versprechen. Ganz natürlich, so wie hier. Einige sind schon da an diesem Samstagvormittag. Die Hütte ist urig und äußerst liebevoll gepflegt. Es geht weiter. Der Katzenstein (1.379m) ist schon im Blick. Auch wenn es ein Rundherum ist, so wollen wir diesen Gipfel „mitmachen“. Beim Aufstieg auf die Hohe Scharte hinüber zum Laudachsee  verlieren wir ihn wieder aus den Augen, den markanten Katzenstein. Er wird unser höchster Punkt und gleichzeitig der schönste Blick auf den, den wir umrunden, den Traunstein. Spaziergang ist es keiner auf den Gipfel, der von der Laudachsee-Seite als fast unbesteigbar erscheint. 2FensterIMG_0436Vorbei am berühmten „Laudachseefenster“ geht es steil bergauf. Oben angekommen, sehen wir lauter entspannte und fröhliche Gesichter. Diese Aussicht sucht ihresgleichen. Der Traunstein vor uns, der Laudachsee gleich unter den Zehen, wenn man sich ganz nach vorne wagt, Seen rundherherum und die Getreidefelder im Voralpenland angelegt wie ein kreatives Schachbrett. Die GipfelgeherInnen helfen sich gegenseitig beim Gipfelfoto aus. Es ist wieder so eine Erkenntnis: Auf den Bergen habe ich noch nie wirkliche Ungustl getroffen. Den Abstieg bis hinunter zum Laudachsee nehmen wir sehr vorsichtig. Es ist ab der Scharte die Nordseite des Berges und daher immer feucht unter den Bergschuhen. Der Steig ist aber gut gesichert und 2013 saniert worden. Die Ramsaualm am Laudachsee erwartet uns mit dem Gastgarten mit Panorama-Rückblick auf das, was wir schon geschafft haben, den Katzenstein. Der gespritzte Most ist wirklich sauer. Das Essen dafür schneller da, als die Bauchspeicheldrüsen als Vorbereitungszeit dafür bräuchten.

Der Gschliefgraben zeigt die Naturgewalten

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Aktiver -Gschliefgraben

0_Pano_IMG_0469Von jetzt geht es bergab. Zuerst hinüber Richtung Gründberg. Eine Wegmarkierung weist den Weg „Ostufer – Hoisn“. Der Gschliefgraben wurde durch die Rutschungen international bekannt. Den gilt es hinunterzugehen. Und zu unserer Überraschung: Er rutscht noch immer. Oben sehen wir die in den Graben aufgrund von Dauerrutschungen hineingefallenen Bäume. Wir haben das Gefühl: Der Mensch will einen Berg stoppen, der durch Wasser angetrieben, sein Material in Richtung See abschiebt. Werden die aufwändig gemachten Entlastungsgerinne die nächsten 1.000 Jahre halten. Der Berg wird schieben und der Mensch sich dagegen wehren. Persönlich glaube ich, dass es der Machbarkeitswahn des technokratisch denkenden Menschen ist, „gegen die Natur in diesen Dimensionen“ vorgehen zu können. Wir haben investiert, alle Technik eingesetzt, politisch Verantwortung übernommen. Der Berg wird es nicht hören. Vernünftiger wäre es gewesen, wegzugehen von der Bedrohung, einen neuen Ort mit den Menschen zu suchen und „den Berg einfach zu lassen“. Ich meditiere im steilen Hinuntergehen diese Grundfrage, die den Verantwortlichen nicht oft genug gestellt werden kann: Warum agiert ihr gegen die Natur? Warum schafft ihr so wenige Strukturen, die der Natur und dem biotischen Prinzip erwachsen? Die Fachtagung Weltkirche hat 2016 das Thema: „Schöpfung in Gefahr! Aufstehen gegen Raubbau und Gier!„. Der Gschliefgraben zeigt etwas von dem „nicht wahrhaben wollen der Kräfte der Natur“. Warum baut der Mensch Häuser dorthin, wo die Natur keine haben will? Der flache Querweg führt uns zurück zum Umkehrparkplatz. Um 17 Uhr schwimmen wir im See. Spätestens im Wasser spüren wir: Es war ein gemütlicher Tag und die Gewitter haben gewartet, bis wir beim Hois’nWirt unter dem Schirm Platz genommen haben. Ein Rundgang mit Gipfel, den wir weiterempfehlen.

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Am Katzenstein

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Beim Hois’n Wirt