Feuchte Wege über dem Pitztal

Am Hochzeigerhaus

Am Hochzeigerhaus

Wenn ich nicht dann und wann auf einem Berg die 360°-Perspektive einnehme, gerate ich in Gefahr, den Alltag nur mehr aus einem bestimmten Blickwinkel zu sehen. Das veranlasst mich, zumindest einmal im Jahr – und das seit 40 Jahren – für eine Woche das hochalpine Gelände irgendwo in Österreich von Hütte zu Hütte gehend in einer Gruppe zu verbringen. Heuer haben wir uns beginnend mit 16 Personen „das Pitztal“ vorgenommen. Gemeint ist natürlich nicht das Tal, sondern die Wege über und entlang der Berge von Hütte zu Hütte, sozusagen eine sechstägige „Pitztaler Runde“. Die Erfahrungen und Eindrücke waren heuer in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Die Gruppe ist auf 7 Personen geschrumpft, das Wetter hat uns immer wieder vom geplanten Weg abgebracht und erstmals haben wir auf zwei Hütten Storno bezahlt.

Unser vom Schlechtwetter gestaltete Weg

Wir

Wir

Gestartet sind wir Sonntags nach der Anreise aus OÖ von Jerzens aus um drei Leute weniger auf das Hochzeigerhaus (1.829 m). Der Weg geht entlang der Schlucht zur Talstation und von dort im Wald direkt ins Schigebiet Hochzeiger. Nach zwei Stunden Aufstieg sind wir gut empfangen worden, erlebten eine wunderbare Abendstimmung und hofften auf den nächsten Tag. Die Wettervorhersage begründete keinerlei Hoffnung. Massives Schlechtwetter stand uns bevor. Am Montag sind wir trotz Regen aufgebrochen mit dem Ziel Erlangerhütte. Am Grat zwischen Sechszeiger und Hochzeiger fiel bei strömendem Regen die Entscheidung: Wir gehen zurück ins Tal nach Jerzens. Dort verbringen wir im Jägerhof die Nacht. Alles sollte wieder trocknen, damit wir sozusagen im „Reset-Modus“ neu hinaufstarten können. Die Wettervorhersage blieb bei feucht. Der Dienstagmorgen war wettermäßig trocken, nicht alle Schuhe und Kleidung. Drei weitere Personen geben w.o. und verlassen den Alpenhauptkamm. Zehn von uns starten von Zaunhof aus neu hinauf auf die Ludwigsburgerhütte (1.935 m). Wir stärken uns. Dort entscheiden wir, dass wir den Überstieg über das Lehnerjoch zur Erlangerhütte (2.541 m) wagen. Der Mut gab uns recht, weil wir erst in der letzten halben Stunde vom Regen „getroffen“ wurden. Die Hüttenleute waren sehr spontan und zuvorkommend. Einen Tag verspätet und „nur zehn“. Kein Problem. Tolles Essen und eine Hütte mit alpinem Format. So wünsche ich mir Hüttenleute und Hütten. Gratulation und Danke.

Zwei Gipfel sind uns geschenkt

Hinauf zum Wildgrat - hinten Erlanger Hütte und Wettersee

Hinauf zum Wildgrat – hinten Erlanger Hütte und Wettersee

Die Wettervorhersage war für heute besser. Das nutzen wir, um über den Wildgrat (2.971 m) und den Gemeindekopf (2.771 m) zurückzukehren auf die Ludwigsburgerhütte. Es waren sechs Stunden in der Sonne und im Nebel  begleitet von unglaublich imposanten Wolkenformationen. So war das „vage Wetter“ auch ein Stück „Naturinszenierung“, die ich in der Form auch noch nicht oft erlebt habe. Wie am Vortag auf der Hütte angekündigt, kommen wir heute zehn Personen. Unsere vorgenommene und per Email auf den Hütten angekündigte Route war durch das schlechte Wetter komplett verändert worden. An diesem Tag musste ich auf der Ludwigsburgerhütte erstmals in meinem Leben Storno bezahlen, weil ich nicht angerufen habe, dass wir statt 16 nur 10 sind. Am Vortag waren wir aber da und haben uns für nächsten Tag angekündigt. Außer uns waren noch 3 Gäste zur Übernachtung. Materialseilbahn und das Auto hinter der Hütte versorgen die Hütte. Wir diskutieren noch sehr grundsätzlich am Morgen beim Verlassen der Hütte. Ich spüre an mir, wie mir solche Dinge die Energie rauben. Da stehen grundsätzliche Fragen an, die ich in einem eigenen Blogbeitrag reflektieren möchte. Ich atme aus und lasse diesen „inneren Konflikt“ da. Drei BerggefährtInnen müssen uns verlassen, weil sie bei einer Hochzeit singen müssen.

Ein feuchter Höhenweg

An St. Leonharder Höhenweg

An St. Leonharder Höhenweg

Wir Sieben starten auf dem St. Leonharder Höhenweg mit dem Ziel Frischmannhütte (2.192 m). Sieben Stunden sind angeschrieben. Die Wettervorhersage war gut. Aber: Nach einer Stunde beginnt es stark zu regnen und wir sind auf dem nicht einfachen Weg 2 1/2 Stunden im Dauerregen und Wind unterwegs. Am Gampen (2.266 m) „reift“ nach 4 Stunden Gehzeit die Entscheidung: Das Wetter im Pitztal mag uns diese Woche nicht. Wir steigen 1 1/2 Stunden ab nach Ronach. Die Absage auf der Frischmannhütte per Telefon aus dem Tal, weil bis dorthin kein Netz war, hat ergeben, dass wir Storno bezahlen müssen, weil wir nicht gekommen sind. Wir warten auf den Bus und reden über diese Entwicklung. Wir werden eigentlich gezwungen, bei jeder Witterung über die Berge zu gehen. Zwei Scharten mit 2.800 m und nach einer weiteren Stunde eine mit 2.700 m sind doch kein Problem, oder? Das Email mit der Zahlungsaufforderung habe ich 20 Minuten nach Absage schon im Bus gelesen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir zahlen sollen.
Trotzdem: Wir nehmen auf diesen feuchten Wegen schöne Eindrücke, die wunderbare Erlangerhütte und eine schöne gemeinsame Zeit in den Bergen mit. Es waren eben feuchte Wege über dem Pitztal.

1 Kommentar

    • Frank auf 7. November 2014 bei 14:18

    Habe das stuck gelesen, danke fur die vermeldung von unsere name, alles gute und bis nexte mall.
    Schone grusse aus jerzens, frank

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