Heute ist internationaler Welt-Pilgertag

Das Pilgern hat es auch zum Tag geschafft. Der 25. Juli ist dem „Gehen im Angesichte Gottes“ zugewiesen. Wir denken heute an den älteren Jakobus und damit automatisch an den Jakobsweg. Wie oft wurde ich gefragt: „Du bist doch auch den Jakobsweg gegangen?“ Immer musste ich verneinen. Teils vehement. Nein, es war der Franziskusweg nach Assisi. „Ah, ist das nicht dasselbe?“, war sicher die Nachfrage. Für solche Leute habe ich es dabei belassen. Sie haben ohnehin eher das weite Gehen vor Augen gehabt, das mich persönlich bisher geprägt hat. 28 Tage von Bregenz nach Rust. Alleine. Weitgehen ist heilsam war die Erfahrung 2004. 54 Tage von der Haustür im Mühlviertel nach Assisi. Davon 40 Tage alleine. 14 Tage zusammen mit meiner Frau. „Ist pilgern alleine oder mit anderen zusammen besser?“, war bei meinen Vorträgen die meist gestellte Frage. „Besser, schlechter verlierst du beim Gehen. Es ist einfach anders“, war meine Antwort. Eine schwere seelische Kränkung habe ich 2009 „ausgegangen“. Dafür bin ich heute noch dankbar. Dann: 26 Tage von der Haustüre nach Thüringen ins Kloster Volkenroda. Alleine. Im März und April teilweise im Schnee. 2011 war ich beruflich falsch abgebogen. Am Weg 2012 wurde ich in meine heutige Aufgabe bei den Orden nach Wien gerufen. Wien war zwar nie mein Ziel, aber ich bin dort angekommen. Ich wollte auch beim Pilgern nach Wittenberg und angekommen bin ich in Volkenroda. Die Via Porta hat mich „verführt“. Das Gehen hat viel gelöst – bei mir. Und dass ich dann im November 2015 als Klimapilger 22 Tage von Wien bis Salzburg gegangen war, war sicher im „gemeinsamen Gehen, Pilgern mit einer starken Intention“ (Weltklimagipfel in Paris) verknüpft. Eine eigene Erfahrung, jeden Tag mit anderen Leuten unterwegs zu sein. Es hat mich fast überfordert.

Pilgerpfade

Unsere Pilgerungen „hinüber auf den Pöstlingberg“ seit unserer Kindheit kommen hoch. Einige Pilgereien nach Mariazell und die vielen Bergwochen haben mir erahnen lassen, wie es wäre, „wenn es einmal weit ginge“. Andere Pilgerziele wie Maria Taferl, der Benediktweg oder der Marienweg im Pinzgau fallen mir noch ein. Es waren spontane Erfahrungen. Dass ich bei einigen Pilgerpfaden mitwirken durfte, macht mich heute noch glücklich: Pilgerpfad entlang der Sakramente in Unterweißenbach, Johannesweg oder Barbaraweg in der Slowakei. Natürlich waren prägend auch die Begegnungen mit den Jerusalempilgern und anderen Menschen, „die die gehenden Seelenschwingungen mittragen“. Und wenn ich diese Zeilen schreibe, denke ich immer wieder an Stefan Ernst, der gerade jetzt etwa 5 Monate von der Haustüre hier im Bergdorf 5.500 km zum Nordkap unterwegs ist. Im September ist er dort. Wenn ich seine Emails an Freunde (da darf ich auch dabei sein) lese, bricht meine Seele innerlich auf und sagt: „Es wird im Gehen gelöst“, „Das Leben kommt mir entgegen“ und „Im Gehen ist Jetzt“. Der Welt-Pilgertag möge viele Menschen daran erinnern, beitragen, dass Menschen sehen, erleben, spüren und sich darauf einlassen: Das Gehen ist die Geschwindigkeit der Seele.

3 Kommentare

    • Maria auf 24. Juli 2017 bei 21:44

    Herzlichen Dank für diese inspirierenden Gedanken zum Thema „Pilgern „.

    • Alex auf 26. Juli 2017 bei 12:11

    Bisher ging ich davon aus, dass wir den Jakobsweg mit Jakobus dem Älteren verbinden?

      • kaineder auf 26. Juli 2017 bei 19:37
        Autor

      Stimmt. Danke. Es ist der Ältere.

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