Kein Plagiat zum Neoliberalismus

sws2009 war ich mit einer Presse-Reise in Berlin. Wir saßen alle erwartungsvoll an den Tischen. Da kam er. Er betritt den Raum. Schwang sich – ja, so tat er es – über den Tisch und nahm Platz. Karl-Theodor zu Guttenberg. Schaffte er sich bei uns noch den Tisch, stolperte er 2011 über die „Plagiatsaffäre„. Abgeschrieben. Das nahm ich mir zu Herzen. Abschreiben ist ein großes Vergehen. Schon in der Schule war bei der Schularbeit öfter der Augenwinkel „schräg suchend“. Einer meiner Kollegen war damals Sepp Wall-Strasser. Mit ihm war ich am Ortler. Weltumspannend, Frieden und Gerechtigkeit sind seine tiefe Leidenschaft. Er war und ist zeitlebens ein Pionier. Er hat „gerochen“, was in der Luft liegt und hat gehandelt. Schon Ende der 70-er Jahre einen „Friedensmarsch“ zu initiieren, war das Zeichen seiner antizipativen Fähigkeiten. Seit Jahren prangert er die Entsolidarisierung in Griechenland an und vernetzt sich mit dortigen GewerkschafterInnen. Heute zitiere ich ganz offiziell aus seiner FB-Seite. Ich schreibe es nicht selber, weil es ausdrückt, was uns verbindet. Er betrachtet die Zeit jetzt, die beschrieben, betrachtet, bewertet, beurteilt werden muss. Sepp ist inspirierend und „am Punkt“. Selber geschrieben könnte nur ein Plagiat werden. Franz Jägerstätter hat im Traum den Zug gesehen, der ins Verderben fährt und auf den alle aufspringen wollen. Das hat meine Wahrnehmung seit Jahren geprägt. Sepp Wall-Strasser bezieht sich im Text, der Analyse auf das Buch „Die Verrohung der Mittelschicht„:

Der Giftcocktail für unsere Zukunft

edition„Nach 20 Jahren Versuch, Neoliberalismus zu entlarven und zu bekämpfen muss ich jeder dieser Beobachtungen zustimmen. Die Gehirnwäsche ist so weit fortgeschritten, dass das Extreme nicht mehr als extrem, sondern als Normalität wahrgenommen wird. Deutschland marschiert nicht mehr mit dem stampfenden Stiefel Richtung Vormachtstellung, sondern schwingt sich mit der „sanfteren“ und zunächst unsichtbaren Methode des Erfolgreichen und Tüchtigen an die Spitze. Am Ende wid trotzdem der Stiefel wieder marschieren. Das zieht sich durch ganz Europa. So z. B. das Gleiche zu beobachten in Skandinavien: einst wirkliche Vorbilder, wurden vor allem Schweden und Finnland in den letzten 10 Jahren immer mehr von den Neoliberalen verdächtig oft gelobt für ihre „gelungenen Reformen“. Nun ist ihre Gesellschaft gespalten, und „plötzlich“ tauchen Hardcore-Extremistenparteien auf. Finnland wird zum Falken im Kampf gegen Griechenland und Russland….. Nichts fällt vom Himmel. Wir alle stehen fast ohnmächtig vor diesem riesigen gesellschaftspolitischen Tsunami. Früher hab ich mich oft gefragt, wie es möglich war, dass die Menschen die großen Verhetzungen – sei es den Hurra-Patriotismus vor dem 1. Weltkrieg oder den Wahn des Nationalsozialismus – nicht durchschaut haben. In den letzten Jahren wurde mir das klarer und klarer: Wir sind selber Zeugen solch einer riesigen Massenverblendung. Und diese wird deshalb nicht als solche wahrgenommen, weil ja herzeigbare BürgerInnen und PolitikerInnen, vor allem das Gros der bürgerlichen Medien und Presse (nicht nur der „böse“ Boulevard) diese Verblendung als die Normalität leben und repräsentieren. In der Regel aber haben sie keine Ahnung davon, wie sehr ihr Agieren in die Katastrophe führt. Dies entschuldigt sie nicht, sondern spricht noch mehr für ihre Dummheit. Dummheit als Unfähigkeit, in Zusammenhängen zu denken. Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung machen sich breit. Vor allem bei jenen, die dies durchschauen. Und eine nicht mehr zu kontrollierende Verunsicherung und Angst bei der „Masse“ (wie man das früher nannte), insgesamt ein riesiger Giftcocktail für unsere Zukunft.“