Neues gemeinschaftliches Leben mit Kloster-Knowhow

Iris KunzeEtwa 25 Frauen und Männer versammeln sich im Stift Melk im Rahmen der Dunavision zu einem dreitägigen Symposium. Sechs Personen sind zu Fuß von der Quelle der Donau bis zu ihrer Mündung unterwegs. Die zwei Frauen neben mit quetsche ich aus, wie es ihnen bisher in den mehr als 2 Monaten ergangen ist. Sie erzählen spannende Dinge und ich spüre wieder einmal: Weitgehen ist heilsam. Sie machen immer wieder Halt. Letztens länger in Ottensheim und jetzt in Melk. Was sie antreibt? Wie kann neues Leben gelingen? Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen und wie können neue gemeinschaftliche Formen des Zusammenlebens gelingen? Ich bin da für die Ordensgemeinschaften in Österreich. Es ist eine Neugierde erwacht bei den „Klöstern der Zukunft“, wie sie ihr Projekt nennen. Eine Neugierde den bestehenden Ordensgemeinschaften gegenüber, die schon zum Teil über Jahrhunderte als Gemeinschaft leben.

Skepsis und Neugierde gehen Hand in Hand

Mein Input ist angelegt als „Helikopter-Flug“ über die Ordenslandschaft in Österreich. Mit ein paar Zahlen, die ich einwerfe, entsteht ein Staunen. Sie sind in der Tour auf www.ordensgemeinschaften,at/tour gut zusammengefasst. Die Gelübde stelle ich als besondere Wege in die Freiheit vor. Rückhalt bietet die jeweilige Gemeinschaft. Ich sehe heute eine neue Bewegung vom Ich zum Wir. Diese „Brückengespräche“ hier in Melk zwischen „Kulturkreativen“ (wie sie sich selber nennen) und den Orden können viel dazu beitragen, Wege in eine bessere Zukunft zu finden. Orden sind über die Jahrhunderte davon geprägt, „im Jetzt mit den Menschen zu leben, sich für Gott offen zu halten und vor allem den Schwächsten der jeweiligen Zeit beizustehen“. Jede Vision ist geprägt vom Dienst am Menschen. Dass es in der (Kirchen)Geschichte auch das Gegenteil gegeben hat, sehe ich als Fakt. Klare Regeln und Rituale haben über Jahrhunderte aber die „Haltegriffe“ für das gemeinschaftliche Leben gebildet. Im Auditorium waren Skepsis und Neugierde ganz nahe beieinander.

Fremdkörper

Cohousing wird vorgestelltIch schildere, dass sich Ordensgemeinschaften heute oft auch als „Fremdkörper“ in unserer Gesellschaft erleben.
Woher kommt das?
1. Der Markt ist zum allesbestimmenden Paradigma der Gesellschaft geworden. Der Markt ist und wird allerdings nie die Basis für eine „Jesus geprägte Spiritualität“ sein können. Das macht Ordensleben „fremd“.
2. Es gibt eine große Last der Geschichte. Das Evangelium von der Gewaltfreiheit wurde ins Gegenteil verkehrt, der Dienst am Menschen in Macht ausgeübt und der Missbrauch ist mehr als ein Schatten.
3. Spirituelle Rituale sind ambivalent. Nicht immer werden Rituale als „Verlebendigungsformeln“ erlebt. Manches ist hohl und leer geworden. Nährende Rituale sind dem heutigen digitalen Menschen oft nicht mehr zugänglich. Er hält sie einfach nicht aus.
4. Die Welt wird in Excel-Listen gefangen gehalten. Alle Lebens- und Arbeitsbereiche werden „aufgelistet“ oder in Listen eingetragen. Die Supermarkt-Scanner-Kassa ist allgegenwärtig. Das widerspricht dem Freiheitsdrang eines Christen, einer Christin. Die Flucht aus der Excel-Zelle muss gelingen. Das sind Ordensleute gefragt.
5. Viele Ordensgemeinschaften machen tiefgreifende Transformationsprozesse durch. TrägerInnen des „Gründungscharismas“ sind nicht mehr nur alleine Ordensfrauen oder -männer, sondern auch MitarbeiterInnen. Das ist bei den Menschen noch nicht positiv angekommen. Die Bevölkerung bleibt immer noch fokusiert auf den „Pater oder die Schwester im Habit“.
Das waren meine Blitzlichter und daraus hat sich eine sehr dynamische Diskussion entwickelt. Am Muttertag 12. Mai 2012 gehen dieses Gespräche weiter. Sr. Michaela Pfeifer, P. Franz Helm und Sr. Anna Mayrhofer werden an den Panels „Der ganze Mensch“ und „Das zerrissene Netz“ teilnehmen. Jeder und jede kann daran teilnehmen.

 

 

 

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  1. […] ich es nicht. Und es gibt noch mehr darüber, auf der Webseite der Ordensgemeinschaften und im Blog von Ferdinand […]

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