Papst Franziskus will nicht verehrt werden

_646_alleAlle Welt gratuliert heute Papst Franziskus zu seinem 80. Geburtstag. Ich schließe mich an. Er ist ein begnadeter Mensch, der vielleicht für die Kirche zu spät in diese Aufgabe gewählt wurde. Aber es ist nie zu spät. Es ist immer jetzt und hier, um das zu tun, wozu jede und jeder von uns berufen, gerufen ist und wurde. Ich durfte dem Papst heuer im Feber persönlich begegnen und ihm die Hand schütteln. Es bleibt mir unvergesslich, mit welcher Empathie er auf uns zukommen ist. Hellwache Augen und ein ganz tiefes Lächeln im Gesicht. Zweieinhalb Stunden lang war er da am Petersplatz und ist den Menschen begegnet, wirklich begegnet, auf Augenhöhe, ganz Ohr. Ich habe es für mich zumindest so gefühlt, erlebt. Er agiert als Mensch, als Person. Kaum ein Amt. Das macht ihn so stark und gleichzeitig für das vatikanisch Establishment so unberechenbar.

Tut mutig

_650_erkommtDer Jesuit Klaus Mertes schreibt in der aktuellen ZEIT vom 15. Dez 2016 auf Seite 58: „Wer Franziskus würdigen will, darf nicht nur auf ihn schauen, sondern muss darauf vertrauen, dass die Veränderung der Kirche und die Erneuerung der Christenheit ihren Gang gehen. Das Ergebnis steht nicht schon in dem Moment fest, wo das Neue beginnt. Dieser Papst öffnet die Kirche für Erneuerungsprozesse. Er vertraut darauf, dass der Geist Gottes lebendig in der Geschichte mitgeht. Franziskus ist eben nicht nur ein Taktiker, sondern ein gläubiger Mensch. Der Glaube macht ihn mutig und klug.“ Dieser Papst lebt, was er sagt. Und er wünscht sich das auch von uns ChristInnen, gerade auch von den Bischöfen. Tun, was wir sagen. Er lehnt es sichtlich ab, verehrt zu werden. Viele jubeln ihm zu. Doch wir spüren den fiktiven Ausspruch: „Was jubelt ihr über mich. Geht hin und tut, was ihr vom Evangelium verstanden habt.“ Da tun sich natürlich jene Kräfte schwer, die alles vorschreiben und in Kontrolle halten wollen. Ihnen ist das Neue erst dann geheuer, wenn es „eingefangen“ ist. Franziskus will den Prozess offen halten. Er sieht Basis und Richtung. Dort gehen wir hin, auch wenn wir den Weg noch nicht kennen. Als Pilger und Geher weiß ich, dass der Aufbruch wichtig ist und das Ziel. Wird Franziskus eine Frage oder ein Problem vorgetragen, sagt er oft: „Und was denken sie? Machen sie gleich einen Vorschlag, wie wir das lösen können.“ Es liegt an uns, die Kirche im Dienste der Menschen aufzurichten, selbst verantwortet weiterzubringen. Danke Franziskus, weil du mutig und mit tiefem Gottvertrauen vorangehst. Und wir hören dich: Kommt und geht auch ihr mutig hinaus zu den Menschen, an die Ränder, hinein ins Neue.