Schuldenfrei und The Power of Place

1_IMG_6994So lese ich im aktuellen Pfarrblatt der St. Anna Pfarre in Kirchschlag bei Linz: „Kaum 7 Jahre hat es gedauert, den Schuldenberg von mehr als 350.000.- EUR abzutragen, der alleine für die Pfarre nach den Förderungen durch die KirchenbeitragszahlerInnen der Diözese, Land und Gemeine übrig blieb.“ Zwischenbemerkung: Das Pfarrzentrum haben wir 2008/09 als 2 Millionen-Projekt errichtet. Die Pfarre hat 1.400 KatholikInnen. Wir haben es als Gemeinwesenprojekt entwickelt. Der PGR war die Pfarrleitung. Bauherrenvertreter waren Hannes und ich. Ich war von 2002-2012 ehrenamtlicher PGR-Obmann. Alles Mitglieder der Baugruppe waren Freiwillige. Deshalb fand die wöchentliche Baubesprechung jeden Montag um 6.30 Uhr statt. Das bleibt uns allen in tiefer Erinnerung. Ich lese weiter: „Das Baukonto ist ausgeglichen – darauf kann die Pfarrbevölkerung stolz sein.“ Die Dank-Liste ist lang: Spendern, Daueraufträgen, Darlehensgeber, diversen Veranstaltern, Amateurtheater Kirchschlag, die das Pfarrzentrum zur Belebung aller als Spielstätte benutzt. Kirchschlager Fasching, Annafest, Adventmarkt und „mein Frühstück BEI UNS“ wird genannt. Überall gab es BesucherInnen, die großzügig gaben. 2_IMG_6996Das schönste aber jetzt zum Schluss dieser Meldung: „Ein Blick in den Terminkalender beweist, wie lebhaft unser Pfarrzentrum genutzt wird, an manchen Tagen wird es uns  ja fast zu klein…. Als eine der nächsten Veranstaltungen wird jedenfalls ein Schuldenfrei-Fest am Kalender stehen.“ Oftmals wird es finster, wenn kein Pfarrer mehr am Ort ist. Bei uns in Kirchschlag brennt jeden Tag das Licht, weil so viel los ist. Seit 2 1/2 Jahren bin ich „zurückgezogen nach Wien“ und so in der Pfarre nicht mehr tätig. Die Licht- und Wasserkapelle mit dem hl. Antonius und Franz und Franziska Jägerstätter liegen mir noch sehr am Herzen. Kerzen beten so wie die Füsse beim Pilgern. Mehr geht nicht. Das schönste ist, dass die Pfarre zum Ort der gemeinsamen Verantwortung geworden ist. Der PGR ist auch heute die „treibende Kraft“. Gewählte und beauftragte Frauen und Männer schaukeln das Pfarrleben, tragen und gestalten den Spirit der Pfarrgemeinschaft.

The Power of Place

IMG_6967Harry Gatterer vom Zukunftsinstitut in Wien hat letzte Woche im Studio 44 eine Folie an die Wand geworfen, die ich fotografiert habe – für die Pfarre Kirchschlag und für die Orden. Man kann zur Heute-Zeit viel schreiben und diagnostizieren. Ich persönlich bin ganz fest überzeugt: Orte, Plätze, Räume sind entweder kraftvoll oder schal und leer. Plätze können ein anziehender Magnetismus sein. Andere Plätze haben eine schlechte, enge, schale, manchmal lebensfeindliche Aura. Da atmen wir auf und dort schnürt es uns den Hals zu. Da ist offen und dort geschlossen. Da wird das Leben leichter und dort liegt Schwere in der Luft. Gerade heutige Menschen spüren das, sind ästhetisiert, dafür sensibilisiert. Der ORT in Kirchschlag ist geprägt von der Emmaus-Geschichte, dem ehrlichen und offenen Unterwegs-Sein mit der Möglichkeit, dass sich Jesus immer wieder dazugesellt.

Österreich

Österreich

Die ARCHITEKTUR ist nach den Sinus-Milieus „Mitte und Zukunft“, nicht traditionell, ländlich und konservativ. Die RITUALE sind getragen von vielen und vielfältig. Und die ERFAHRUNGEN sind durch alle Generationen da. Menschen engagieren sich heute vor allem auf vier Ebenen: stage (Bühne), music (3 Chöre), movement (Bauchtanzgruppe und wir sind schon einiges gepilgert), social (starkes ehrenamtliches Community-Bewusstsein mit Selbstbewusstsein). Community wird durch alle Altersgruppen von den Kleinkindgruppen, Minis und Jungschar, Jugendchor, kfb, Chöre, Pfarrsenioren lebendig gestaltet. Wieder alles ehrenamtlich. So bekommt dieser Ort – das St. Anna Pfarrzentrum sein Kraft und in den letzten 7 Jahren das nötige Geld, damit schuldenfrei in die Zukunft steigen kann. Geplant waren 15 Jahre. Ich staune und freue mich mit. So können Pfarren auch gehen.

 

1 Kommentar

    • Quendler Theodor auf 31. März 2015 bei 18:26

    Na, Ferdinand, das kann sich sehen lassen. In der Vorstandssitzung des KLRÖ hat in den letzten Tagen einer der Teilnehmer gesagt, in den Pfarren/Pfarrgemeinden ereignet sich das kirchliche Leben. So etwas geht also nur mit der Pfarrbevölkerung – und deren Motivation! Gratulation!

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