Synode, Sex, Rom und die Ehe

pr3Asterix hat einmal gemeint. „Ich habe nichts gegen Fremde, aber der Fremde da ist nicht von uns.“ Diesen Satz habe ich in Irland gehört. Er drückt eine innere und äußere Spannung aus. Etwas, was wir nicht kennen, ist uns fremd und doch ist es reizvoll, das Fremde irgendwie kennenzulernen, in Kontakt, ja in Berührung zu kommen. In Irland habe ich gehört, dass die katholische Kirche bis heute nicht über die schlimmen Missbrauchsfälle „drüber“ ist. Stopp: Es muss viel mehr „durch“ heißen. Das Thema „Sexualität, Beziehung und Vertrauen“ wurde nachhaltig zerstört. Es fällt den Menschen und darunter den KatholikInnen heute sehr schwer, „dieser Institution und ihren Normen zu glauben, sich an ihr zu orientieren“. Ich muss hier nicht meine 84-jährige Mutter zitieren, wenn sie erzählt, was sie früher „von der Kirche“ über Ehe und Sexualität gehört ha. Es hat lange gebraucht, bis sich Menschen von solchen rigiden und prüden Detail verliebten Vorschriften bzw Verboten gelöst und befreit haben. Sie selber hat sich immer gewundert, „wie das mit dem Evangelium und den kirchlichen Vorschriften zusammengeht“. Das fragen sich bis heute viele Menschen, die die Werte hinter den Vorschriften nicht erkennen können. Das Gesetz und die Institution verstellen die Liebe, die Warmherzigkeit, die liebevolle Treue.

Es ist nicht gut für dich

pr1Der Leitartikel vom 28. 9. 2014 im „Der Sonntag“ will eine Brücke zur Synode nach Rom bauen: Wie ist der Weg zum Heil? Leider habe ich ihn bis heute nicht online gefunden. Dort heißt es zum Thema wiederverheiratet Geschiedene: „Die Kirche tut sich noch schwer, darüber ohne Polemik zu diskutieren. Was die Sache so schwierig macht, wird schon an der Grundfrage deutlich: Ist es prinzipiell gut für mich, eine neue Partnerschaft einzugehen, wenn meine Ehe „gescheitert“ ist? Die Kirche sagt: Es ist nicht gut für dich.“ Und dann weiter mit Christus, der die Unauflöslichkeit in den Raum gesetzt hat. Und mir begegnet immer wieder die Geschichte mit der Ehebrecherin, der Jesus auf Augenhöhe begegnet: Wer ohne Sünde ist, werfe den Stein. Da trifft das „kristalline“ Prinzip das „fluide“. Aber was heißt der Satz: Die Kirche sagt, es ist nicht gut für dich? Wieder einmal sagt die Kirche, was gut und was schlecht ist für mich. Schürt das schlechte Gewissen von oben herab mit dem Beil aus Gesetz und Norm. Und wer Gesetz und Norm „verflüssigt“, der wir natürlich der Beliebigkeit bezichtigt. Das widerspricht mir zutiefst. Aber die Lebenswelt, der Kontext, in dem Menschen im „Gelingen, Suchen und Scheitern“ leben, kann nicht einfach von oben herab für „gut oder schlecht“ beurteilt werden. Die Frage – „Wie kommt mehr Liebe,  Zuwendung, Empathie in die Welt?“ – sollten die Synodenteilnehmer (es sind fast nur Männer) ganz oben aufhängen.

Noch nicht begegnet

pr2„Glaubst du, dass das noch irgendjemanden interessiert, was die Römer zur Ehe und Sexualität sagen?“ Eine Frage, die ich weniger in der Sakristei als auf kirchenferneren Plätzen höre. Dabei stünde es der Kirche (vor allem in der Hierarchie ganz oben) gut an, einfach einmal hinzuhören, ganz Ohr zu sein und selbst mit Respekt vor der einzelnen Entscheidung auf Augenhöhe die Nähe Gottes zu suchen. Scheitern liegt ganz nahe bei Gott – und beim Menschen. Der Karfreitag bezeugt das. Die Hoffnung hält uns wach, macht uns „flüssig“, das Fremde oder Überraschende zugänglich, als bereichernd zu erleben. Ich finde es einen Fortschritt, wenn Menschen heute getrennte Wege gehen, dass sie sich nicht mehr bekriegen, sondern einen guten und gemeinsam Weg in die Zukunft gestalten. Es versuchen. Oft auch um der Kinder willen. In meinen Umgebungen nehme ich das so wahr. „Wenn es der Kirche nicht gelingt, von der Ebene der Institution, der Norm und der Gesetze auf die Ebene der Werte und der Person zu kommen, sehe ich schwarz.“ Das ist nicht nur eine Frage der Kommunikation. Dieser Papst ist ein unglaublich kraftvoller und integrativer Kommunikator, mit bildreicher Sprache und Geschichten, die für das Wesentliche sensibilisieren. Jesuanisch. Er handelt fluid. So trifft in Rom derzeit Wasser auf Fels. „Ein Fremder ist ein Freund, dem ich noch nicht begegnet bin.“
Vielleicht ist die Sexualität die Fremde, die der Synode begegnen wird. Es mag auch sein, dass das der „fremde Teil“ in der ganzen Angelegenheit ist.

 

 

1 Kommentar

  1. Wie kommt mehr Liebe, Zuwendung, Empathie in die Welt? – Genau das ist es: Wenn wir/Kirche uns „nur“ darauf beschränken würden, eine Antwort auf diese Frage zu finden und diese zu leben!

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