Tag13: Andersdenken ist die besondere Herausforderung

#Klimapilgern geht nicht, sondern fährt. Von Ottensheim nutzen wir über die Donau die Drahtseilbrücke13_oön_IMG_4388. Eine Fähre, die fast weltberühmt ist. Aber das war schon am späten Nachmittag, mit vielen Erlebnissen und Begegnungen im Gepäck. Begonnen hat der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück mit den Patres im Refektorium bei den Jesuiten. Wir sitzen alle um den Tisch und erzählen einander „Geschichten“. Uns hat vor allem auch die Geschichte der Jesuiten interessiert, einem Orden, der einmal aufgelöst wurde und heute den Papst „stellt“. Ein wenig Kirchenpolitik musste auch sein. Gut bereitet an Leib und Seele gehen wir es an. „Ihr seid in der Zeitung“, hat uns eine Mitpilgerin beim Treffpunkt „geflüstert“. Ja, stimmt. Die Headline zeigt, dass der Journalist gestern gut zugehört hat: Jeder Schritt verändert Sichtweisen. So wird es auch heute. Siebzehn Frauen und Männer sind wir unterwegs. Zuerst in das AEC.

Pendlerpauschale abschaffen

13_aec_IMG_4406Anja hat zum Start in den Tag einen Impuls gesetzt. Im AEC treffen wir den Leiter Christoph Kremer und diskutieren über die Erfahrungen, die sie bei „Post City“ gemacht haben. Es geht um die Zukunft der Stadt, des Lebens, des Menschen. „Wir stehen im Spannungsfeld Kunst – Technologie – Mensch.“ Es dauert nicht lange und wir sind in einer lebhaften Diskussion. In mein Smartphone tippe ich ein paar Notizen: „Andersdenken ist die besondere Herausforderung.“ „Migration ist die Herausforderung.“ „Am besten ist der Mensch dann, wenn er Lösungen finden MUSS.“ „Verlieren wir Freiheit, wenn wir den Supermarkt killen.“ „Pendlerpauschale abschaffen.“ „Wie viel Natur braucht der Mensch.“ „Bewusstsein für gute Lebensmittel schon im Kindesalter lernen. Ganz wichtig.“ „Große Herausforderung: Wie 13_kreis_IMG_4434kommen wir aus der rein technologische Sicht heraus.“ „Thinking out of the Box.“ Wir sind uns klar, dass es genug Gesprächsstoff für den Treppelweg von Linz nach Ottensheim direkt an der Donau gibt. Ich erlebe das Gehen hier an der Grenze zwischen „fluid und kristallin“, „fest und flüssig“ als Inspiration. Links die ruhige Donau und unmittelbar rechts von uns der Zug und die Straße. Der Zug fährt selten und die Autos sind immer zu hören. Nicht oft genug kann ich sagen, wie fahrlässig in Oberösterreich der öffentliche Verkehr vernachlässigt wurde. In Ottensheim ist es uns wieder ein Anliegen, beim „Containerdorf“ der Flüchtlinge vorbeizuschauen, unsere Solidarität zu zeigen, den „FlüchtlingshelferInnen“ unsere Achtung und Wertschätzung zu zeigen. Dann geht es in das Gemeindeamt, wo im Saal die kfb der Pfarre unser Meeting kulinarisch angerichtet hat.

Wir sind Gast auf Erden

13_sackamt_IMG_4455„Politik muss offen und transparent sein. Das muss sich auch in den Gebäuden ausdrücken.“ Die Bürgermeisterin Ulli Böcker hat sich unseren Termin schon im Sommer eingetragen. Sie sagt das mit Blick auf die große Glaswand, wo wir hinausschauen und die PassantInnen hereinschauen können. Ihr und allen mit ihr (das betont sie immer wieder) ist in Ottensheim in den letzten zwei Jahrzehnten schon unglaublich viel gelungen. Mit einer Powerpoint erzählt „Bill“ (Kurt Bayer) anhand einer langen Liste von Aktivitäten, die in der Klimabündnisgemeinde stattgefunden haben: Solarkataster, Mobilitätswoche, Sackamt (= eine Waschmaschine, wo sich jede/r am Wochenmarkt sein Stoffsackerl waschen kann und kein Plastik mehr verwendet wird), Streuobstwiese, Raumplanung, Ortskern belebt, Wochenmarkt. Die Liste geht anhand von Fotos immer weiter. Applaus. Gut, dass wir da sind. Wir erzählen aus unserem Rucksack der Alternativen. Ulli Böcker gibt uns eine „Streuobst-Schokolade“ mit, weist auf den Streuobstsaft hin und wir hören vom E-Carsharing, das demnächst beginnt. 13_schoko_IMG_4452Die Bürgermeisterin denkt und fühlt tiefer und betont, „wie wichtig die vom Boden geschenkten Dinge sind“. An ihr spürt man, dass in jeder Minute das Gemeinwesen, die Ottensheim-Community im Mittelpunkt steht. Da geht es nicht um Macht oder Herrschaft. Sie spricht fast demütig: „Wir sollten uns ständig daran erinnern, dass wir nur Gäste hier auf Erden sind.“ Das erleben wir KlimapilgerInnen auch. Wir sind Gast, Gast bei Menschen, die die Zukunft schon leben, mutig, manchmal für viele etwas verrückt, fröhlich, engagiert, ohne großen Eigennutz. Mir würde um die Welt nicht bange, wenn sich Verantwortliche nur ein wenig an Ottensheim orientieren würden, an dem, was in den letzten Jahren hier gewachsen ist. Das ging nicht von selbst sondern weil viele zum „Dienst aneinander“ bereit waren. Wir sehen: Die Schuhe für den neuen Bürgermeister sind groß. Beseelt, genährt, inspiriert geht es in das Stift Wilheringwo uns P. Christian empfängt. Ich selber bin auch noch besonders beschenkt: Ich habe unser Enkerl erstmals laufen sehen. Hier in Ottensheim.

Auf ORF Religion lesen wir einen schönen „Halbzeitbericht“.