Warum wir Cohousing ernsthaft ins Auge fassen

COOHEIM_EinlDa gibt es eine besondere Einladung, die im Raum steht. Ganz öffentlich ausgesprochen für jedermann und jederfrau, für Junge und schon etwas in die Jahre Gekommene. Es geht um die „2. Aufnahmewelle“ zum Wohnprojekt Ottensheim, das als „Cohousing-Projekt“ realisiert werden wird. Ich darf dort schon mitarbeiten, bin Mitglied im Verein COOHEIM und wir gehören vom Altersschnitt zum „älteren Segment“. Die Jüngste bisher ist 21 und die Älteste 73 Jahre. Der jeweilige Lebensstand ist recht unterschiedlich. Kinder sind nicht nur Thema, sondern in den Aktivitäten eine lebendige und wunderbare Realität. Also bunt durchmischt. So soll es weitergehen, wenn die 22 Wohneinheiten, die jetzt geplant sind, „angefüllt“ werden. Drei Wohneinheiten sollen eher dem „jüngeren Wohnen“ zur Verfügung stehen und drei dem eher „älteren Wohnen“ bis hin zur Möglichkeit der Pflege.COOHEIM_Gemwoe2 Es wird „sozial durchmischt“ und leistbar sein. Ökologische Parameter stehen ganz oben genauso wie neue Finanzierungsformen. Der Eigentumsbegriff ist nur in seiner sozialen Dimension zu verstehen.

Cohousing eine wesentliche Wohn- und Lebensform der Zukunft

„Überlegt ihr das ernsthaft?“, bin ich nicht erst einmal gefragt worden. Wir haben ein Reihenhaus mit einem kleinen Garten, mit Hochbeeten und einem kleinen Biotop, das unsere Kinder mit den Nachbarskindern zusammen“damals eigenhändig ausgebuttelt“ haben. Die serbische Fichte, die wir 1992 beim Übersiedeln von der Jugend der Dompfarre geschenkt bekommen haben, ist mittlerweile ein Vogelflughafen. COOHEIM_Gemwoe1Wir fühlen uns wohl hier, viele schöne Erinnerungen haben sich angesammelt. „Hier seid ihr doch verwurzelt. Ihr seid im Gemeinwesen, in der Pfarre, dem Sportverein so intensiv engagiert gewesen.“ Ich höre bei solchen Gesprächen immer sehr gerne zu. Ich argumentiere nicht. Für die meisten ist eine solche Lebenssituation die erstrebenswerte für das Alter. Das Einfamilienhaus als das Ziel. Schön, sage ich. Aber ist es das? Ich erlebe und sehe so viele Häuser, wo alte Ehepaare oder Alleinstehende wirklich alleine drinnen wohnen. Alle ausgeflogen. Wie bei uns. Die Kinder haben ihre eigenen Nester und das Haus selbst wäre für Generationenwohnen zu klein. Aber der wirkliche Grund liegt noch viel tiefer.

Gestaltete Beziehung lässt leben

Der Mensch ist ein soziales Wesen und Cohousing ist eine gute Form, „in einem aktiven und gestalteten größeren Beziehungsrahmen zu leben“. COOHEIM_PlenVom Ich zum Wir – heißt ein Buch von Christian Schüle. Cohousing ist das nach soziokratischen Regeln gestaltete WIR. Das zieht uns an. Nicht nur in der ehelichen Beziehung zu leben, sich nicht nur in der Zusammengehörigkeit als Familie beheimatet zu sehen, sondern sich aufzumachen, um in einem größeren Miteinander, dem „Cohousing-Wir“ zu leben, älter und alt zu werden. In den Biografie-Phasen spricht man heute vom „zweiten Aufbruch„. Auch das gemeinschaftlich konzipierte Leben der Orden war in den letzten vier Jahren immer auch ein Impuls in diese Richtung. „Glaubst du, dass ihr es damit besser habt?“, ist oft die Frage. Ich antworte meistens: „Es geht uns wirklich gut. Es wird vermutlich nur anders.“ Und das finde ich anziehend, macht mich neugierig. Vielleicht trifft diese Einladung einige hier im Alter  ab 50. Es ist eine COOHEIM_Exkursiongute Gelegenheit, das Leben noch einmal neu zu verorten, zu vernetzen, in einen lebendigen und vielfältigen Organismus zu stellen. Im Projekt ist Diversität das Ziel. Unterschiedlichste Lebensentwürfe sollen Platz haben. Das  sehe ich als Chance, Leben in seiner Vielfalt neu zu gestalten. Wir fassen das ernsthaft ins Auge. Mit dem einen oder anderen Blogeintrag möchte ich eine Teilhabe ermöglichen an dem Veränderungs- und Entscheidungsprozess. Commons, Gemeinwohl, solidarische Ökonomie, Nachhaltigkeit, Ökologie und #LaudatoSi stehen hier nicht zum ersten Mal. Und: „Alles steht im Prozess.“ Das mir so lieg gewordene Gehen ist aus meiner Sicht noch dazu ein hilfreiches Paradigma für ein solches Projekt. Als Lebenspilger sehe ich eine neue Wegstrecke vor uns, die dann eine Entscheidung braucht.
Mehr oder fast alles zum Projekt auf dieser Website.
Und: Die Einladung für MO 4. Juli 2016 um 20 Uhr nach Ottensheim ist ausgesprochen.