Wie lange geht Kurz

Wer genau hinschaut, wird vielleicht wie ich die Frage spüren: Wie lange macht das der Sebastian Kurz? Der ORF hat dieser Tage einen Rückblick gemacht und Bundesminister Kurz – es sei hier erwähnt: 28 Jahre alt – zum Interview eingeladen. Er nimmt auf der Couch Platz. Aufrecht sitzend, nach NLP „genau richtig“. Er signalisiert Bereitschaft, Aufgerichtetheit, Tatkraft, Lebenskraft. Nichts an ihm „hängt“. Auch seine Worte und Antworten kommen gerichtet, auf Zukunft, auf Lösung. Als Zuschauer sage ich: Top.  Der stellt seinen Mann. Und ich denke: 28 Jahre. Wie lange wird er das so durchhalten. Stets bereit. Unter genauer Beobachtung. Seine fähigen MitarbeiterInnen: Bleiben sie bei ihm? Er ist im Flow – jetzt auch international. Der Rucksack – so scheint es zumindest – trägt sich fast von selbst. Die Kraft des positiven Denkens kommt rüber. Strahlt aus. Dranbleiben. Aura vergrößern. Aber: Wie lange geht das mit 28 Jahren? – auf der politischen Leiter.

Alles dient der Macht

Burgstaller_IMG_5307Eine alte Weisheit sagt: Wer die Karriereleiter hinaufgeht, muss sie auch wieder herunter steigen (können). Spätestens der Tod holt alle „runter“. Der Landeshauptmann von Oberösterreich Josef Pühringer hat sich für das Hinaufsteigen entschieden, obwohl die Leiter immer mehr wackelt. Siehe Spitäler. Siehe Budget. Die Landeshauptfrau Gabi Burgstaller ist von der Leiter heruntergestürzt (worden). Schon auf der Zugfahrt hin zum SN-Chefredakteur Manfred Perterer habe ich das berührende erste Interview mit Burgstaller gelesen. Es lohnt sich, bis zum Ende zu lesen. Sie schildert die Politik und sagt: „Auch ich bin gescheitert, diese System zu verändern.“ Sie wollte die Politik zumindest verändern.  Das System wehrt sich mit Macht, die verteilt oder besser konzentriert wird. Es geht nur um Macht. Sonst nichts. Alles dient der Machtvergrößerung oder dem Machterhalt. Alles.

Von der Landeshauptfrau zur Referentin

In der Video-Reihe „viel mehr wesentlich weniger“ hat Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler diese Veränderung auch angesprochen und gemeint: „Ja, behutsam verändern wir. Tempo heraus und es entsteht eine neue Qualität.“ Bei Kurz allerdings habe ich den Eindruck, dass er Gas gibt. Tempo und Radius erhöht, um aus dem Strudel der Politik, der Parteipolitik herauszukommen. Tempo und Standing. Professionelstes Medienmanagement. Zukunft gestalten. Jede Handlung ist ein Zeichen, fast in der Tragweite eines Sakramentes. Das macht ihn beliebt. Das hebt ihn noch höher hinaus. Mit 28 Jahren. Er ist Mann. Gabi Burgstaller wird gefragt: „Viele Politiker – vor allem Männer – würden sich gedemütigt fühlen?“ Sie antwortet: „Politiker müssen nach der Politik nicht nach oben fallen. Das habe ich nie verstanden. Ich erwarte mir für jeden Menschen Respekt. Und der soll nicht von der Hierarchie-Ebene abhängen.“ Sie ist Referentin bei der Arbeiterkammer Salzburg. Aber wie ist das mit Kurz? Wie lange geht Kurz? Und wie tut er als Mann, wenn die politische Karriereleiter zu Ende ist.