gefallen

Im ersten Moment habe ich sie beim Vorbeigehen hinein in die St. Anna Kirche im Bergdorf Kirchschlag am Allerheiligentag nicht gesehen, die Holzkeile im „Kriegerdenkmal“. Die tiefsinnige Predigt von Magdalena Froschauer-Schwarz hat meine Aufmerksamkeit sensibilisiert. Die Kirchschlager Künstlerin Monika Haider hat vier Onkel nicht kennenlernen können, weil sie im zweiten Weltkrieg gefallen sind. Mit roter Schrift ist das „gefallen“ in den Boden gesprüht.

„Sicherlich sind dir im Wald schon Holzkeile untergekommen, die nach Baumschlägerungen anfallen. Bei mir lösten sie Assoziationen aus wie zu Fall gebracht, gefällt, gefallen wird. Gefallen ist auch die Bezeichnung für die Männer, die in den Krieg eingezogen wurden und nicht mehr heimkamen, ermordet wurden, dem Krieg zum Opfer fielen.“ Mehr schreibt Monika Haider auf dem A4-Blatt, das in der Kirche aufliegt. Sie warnt darin, dass Routinen in Ritualen auch abstumpfen. „Ich hat einen Kameraden“ spielt die Musikkapelle beim Denkmal für die Gefallen im Krieg. Diese Keile unterbrechen die jahrelange Tradition die ganz einfache und ganz nahe Symbolik. Bäumer werden in eine bestimmt Richtung „gefällt“. Diese auf der Tafel namentlich angeführten 38 Männer aus dem Bergdorf wurden in eine Richtung getrieben, gedrängt. Das von der Blasmusik gespielte Lied stockt in mir, will nicht so einfach „gehört“ werden. Wut und Protest über heute großflächig aufkeimende Entwicklungen (Rechtspopulismus, Menschenverachtung, Kopftuchverbot, Autokraten, Diktaturen, Kriegslüsternheit, Menschenrechtsvergessenheit, Demokratiegefährdung,…) kommen in mir auf. „Lasst uns wachsam sein“, schreibt Monika Haider. Das Rot auf den Holzkeilen macht mich zurecht unruhig. „Kommt herbei und schaut euch das an“, meint die Predigerin bei der Statio. Den Abend verbringe ich an diesem Allerheiligentag mit den zwei Folgen „Sturm kommt auf“ mit Josef Hader auf ORF ON. Zum Weinen, wozu der Mensch auch damals fähig war.