Bevor die endgültige Entscheidung fällt

ddd900Es geht um jede Stimme. Wenn heute in dieser Stunde die Briefwähler ausgezählt werden, dann schwingt eine „große Erwartung“ mit. So oder so. 50,0:50,0 gab es bei einer Wahl noch nie. Gleichstand. Es wird einen neuen Bundespräsidenten geben. HOF oder VDB. So werden die Bewerber in den Medien abgekürzt. Wie bei den Fussballspielen. „Elfmeterschießen“ haben einige Medien schon getitelt. Der Konkurrenz- und Meisterschafts-Modus ist allgegenwärtig. Er stachelt an. Dieser Modus lässt laufen. Gefühlten zehn Hofer-Plakaten ist ein VDB-Plakat gegenübergestanden. Gerade am Land, wo ich in der Südsteiermark, im Mühlviertel und in Kärnten mit eigenen Augen fast nur mehr „Hofer“ gesehen habe, wurde jede freie Fläche genutzt. Den Medien wurde die Zeit schon lange. Oft haben sie nicht mehr gewusst, welches Format sie noch erfinden müssen, „damit sie die Kontrahenten möglichst originell aufeinander loslassen können“. Da tut ein Armin Wolf mit seinen Fragen in der ZIB2 einfach gut. Da atmet Sachpolitik und nicht Show oder Entertainment. „Ich schaue mir das alles nicht mehr an.“ Das habe ich oft gehört in letzter Zeit. Mir war auch leid um die Zeit, weil meine Entscheidung längst fest stand und durch Briefwahl auch frühzeitig abgegeben war. Gespräche führte ich überall. Und immer wieder. Face to face taugt mir da.

Das offene Gespräch und die Brücken

eee900Mit einem Freund habe ich dieser Tage länger diskutiert. „Die EU führt Europa in den Staaten alle nach rechts.“ Das sagt er schon seit langer Zeit. Man mag es nicht glauben, dass es so ist. Und doch spüren wir, wie wir alle „entmündigt“ werden durch Vorschriften und Regelungen. Milliarden werden verschoben und das alles nutzen die, die oben sind.  Die verschiedenen „Freiheiten“ nutzen die Starken und nutzt den Starken, den Großen. Der Neoliberalismus in dieser kapitalistischen Ausprägung vernichtet gerade die Vielfalt, das Kleine, die Nähe, das „natürliche Empfinden“. So beginnen sich die Menschen „als Opfer“ zu definieren, sich zu sehen, sich zu erleben. Genau diese Stimmung schürt die FPÖ: „Wir sind Opfer.“ In dieser Opferhaltung wird alles erklärt. Rene Girard hat mit der Mimesis- und Sündenbocktheorie zwei „Erklärungen“ für diese Vorgänge geliefert. In der Auseinandersetzung werden sich „Opfer, Kontrahenten“ immer ähnlicher. Der Opferkreislauf ist kaum zu stoppen. Und für den „Zusammenhalt“ braucht es in Ermangelung einer „inneren moralischen Stärke“ einen Sündenbock. Der Opfer-Modus schwächt. Ich fühle mich zwar stark, bin aber schwach. Für eine „Population“ ist es schlimm, wenn der Opfer-Modus stark wird. „Da ist es nicht mehr weit zum Führer, zum Hero“. Die Kraft der Gestaltung, der Resilienz, des Zusammenhaltes, der gegenseitigen Hilfe soll „ganz unten und breit angesiedelt sein“. Wer das alles nur von oben erwartet, hat bereits verloren oder ist den „Führenden“ ausgeliefert. Und der Sündenbock funktioniert umso besser, je weiter weg er ist. Landgemeinden haben viel mehr HOF gewählt als Städte, wo die Flüchtlinge untergebracht sind. Wenn heute abends die Entscheidung bekannt gegeben wird, dann sind Nähe, Gespräche und Brücken die Kern-Paradigmen. So oder so.