Wer entzieht sich selber gerne den Boden

aktionismusTaferl und Figuren waren heute im „Hohen Haus“ wieder die Hauptakteure. Die Medien haben weidlich und breit darüber berichtet. Wo ist das Außergewöhnliche? Wo das Überraschende? Auch die #ZIB2 hat diesem Treiben einen Beitrag gewidmet. Ganz sicher unter dem Vorzeichen, dieses Treiben selber zu hinterfragen.

Die Medien sind mitschuldig

Andreas Koller von den SN hat es irgendwie ganz ehrlich im Beitrag der ZIB2 auf den Punkt gebracht. Die Medien sind mitschuldig, weil sie genau das inszenierte Außergewöhnliche dauernd suchen und ins Viereck bringen. Viereck ist der Fernseher und wurde so von Koller nicht gesagt. Das ist jetzt mein Zugang. „Ja, die Medien sind mitschuldig.“ Diesen Befund und diese Aussage in einem breiten und hervorragenden Format wie dem #ZIB2 zu hören, tut einfach gut. Selbstreflexion schafft eine neue Basis. Es war ein Bericht und ich frage: War es auch schon diese Selbstreflexion? „Ja die Medien“ höre ich im kirchlichen Kontext auch immer wieder, wenn ein Bericht hinter die Kulissen kirchlicher Vorgänge schaut und nicht das bringt, was man in so einem Fall „erwartet“. Oftmals schwingt hier die Erwartung mit, dass unter dem Teppich bleiben soll, was man gerade mit großem Aufwand dorthin gekehrt hat.

Licht ins Dunkel und Neues erspähen

In so einem Fall lobe ich mir die Medien, wenn sie Licht und Luft unter den Teppich bringen und Transparenz fordern – überall. Hier – beim Aktionismus im Hohen Haus – liegt die „Schuld“ der Medien auf einer ganz anderen Ebene. Es ist dieser unglaubliche hierarchische und hierarchisierende Zug der Berichterstattung. Medien ticken hierarchischer als die Kirche selber. Diese hat neben der Hierarchie auch das Element des „synodalen Vollzugs“ in sich. Gleichwertig. Auch in der katholischen Kirche. Das bedauere ich, dass die Medien genau wie die Kirche diesen synodalen Aspekt so vernachlässigen. Es muss immer der Bundespräsident, der Bundeskanzler, der Kardinal und dieselbe Experten-Elite sein, die im Viereck erscheint. Die Einschaltquote ist die Begründung. Alle anderen sind nicht „bekannt“, ist die Ansage. Oft wünschte ich mir, die fadisierten Kameraleute und JournalistInnen im Hohen Haus oder sonstwo bekämen freie Hand in ihrer Auswahl der „Geschichten“. Sie würden unglaublich spannende Aspekte des Lebens „einfangen“ und ZuschauerInnen damit „bereichern“. Im Hohen Haus wünsche ich mir eine ganz einfache Kamera auf Stativ mit Totale. Die Präsidentin schaltet ein und am Ende wieder aus. Es wäre der Dienst der Medien im Hohen Haus: Genau hinhören und nicht mit inszenieren. Keine Geschichten der Geschichten erzählten. Alles dauernd auf die Spitze treiben. Darin liegt die Mitschuld der Medien. Aber wer entzieht sich selber schon gerne den Boden?