Zum Hinaus gehört zwingend das Gehen

991_IMG_5707Fast drei Tage bin ich nun bei der Österreichischen Pastoraltagung in Salzburg gesessen. „Christlich leben in der Welt von heute“ war das weite, fast uferlose Thema. Annähernd 300 Frauen und Männer, darunter auch Bischöfe und Pfarrer. Ich selber war vor mehr als 20 Jahren zum letzten Mal bei diesem jährlichen „Netzwerktreffen aufgeschlossener KatholikInnen“.  Es trifft sich der fortschrittliche Teil der österreichischen Kirche. Laptop und iPad zum Twittern waren nicht zu sehen. Sinus-Milieus haben im ersten Referat eine Rolle gespielt. Also: Doch nicht ganz ins „Jetzt“ hineingestiegen. Ganz wenig digital. Der „Mensch und das Gerät“ ist heute Faktum. David Bosshart hat das reichlich ausgeführt. Im letzten ON auf Seite 6 und 7 habe ich darüber geschrieben.

Abgeschlossen sitzen

993_IMG_5824Im Zug gegen die Fahrtrichtung nach Linz sitzend sehe ich auf diese drei Tage nach Salzburg zurück. Angerührt haben mich die Vorträge von Gotthard Fuchs zu „Segnen und Vergeben“ und von Andreas Batlogg SJ  zur Grundidee der Handlungsmuster  und Handlungsanleitungen von Papst Franziskus. Er hat mir aus der Seele gesprochen. Ein „Zeugnis“ von der wirklichen Medienwelt hat Eva Maria Kaiser vom ORF-Report gegeben. Das war erdig, humorvoll und hat die Dinge in der ganz banalen Medienlogik geschildert. Es geht um Geschichten und Einschaltquoten. So einfach sollen sich das die Leute auch vorstellen. Ich nehme mit: Relevanzverlust der Kirche und ihrer Repräsentanten in den Medien. Nicht mehr aufregend. Ich sehe mich mit meinen Smartphone sitzen, twittere den einen oder anderen Sager, dieser wird retweetet in Deutschland, Brüssel, Österreich. #öpt15 habe ich gewählt. Was ist der Hashtag der Tagung? – fragte ich bei der Anmeldung. Antwort: Was ist ein Hashtag? Alles klar. Wir sitzen abgeschlossen. Der Blick geht durch die Fenster hinaus. Die Botschaften bleiben herinnen. Erwartet hätte ich, dass zumindest 50 Personen via Twitter oder anderer Social Media Kanäle die Mauern überspringen, Follower teilhaben lassen. Ich weiß schon, dass die digitalen Medien überbewertet werden. Aber was habe ich bei Batlogg getwittert? „Jeder kirchliche Kanal soll mehr der Evangelisierung der heutigen Welt dienen als der Selbstbewahrung. Ermutigung zum Experiment. #öpt15“ Wir hätten nicht abgeschlossen sitzen müssen, wenn mehr im heute mit dem heutigen Werkzeug des Vatikanum II (das sind für mich die Social Media Kanäle) sich ihre Notizen gemacht hätten. „Geht hinaus“, hören wir in den drei Tagen mehrmals. Mit einer guten digitalen Vernetzung wären wir schon ein Stück draußen gewesen.

Geht hinaus

Salzburg am Morgen

Salzburg am Morgen

Heute Abend werde ich beim PilgerbegleiterInnen-Lehrgang meine Erfahrungen vom Gehen, vom Pilgern, vom Weitgehen zur Verfügung stellen. „Geht hinaus“ ist der franziskanische Duktus. Br. Tobias treffe ich heute früh bei der Bushaltestelle. Gestern war ich noch #ganzOhr. „Ich gehe, ich habe noch Zeit“, meint er und geht den Weg zu Füss vom Zentrum nach St. Virgil. Ich bin früher verabredet, sonst wäre das der Mogengang geworden. Wo kann ich gehen? Je öfter umso mehr besteht die Chance, dass mir das Leben entgegen kommt. Bei der Tagung ist sicherlich das „Hinaus“ hängen geblieben. Ich betone hier das Gehen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mir der Generalvikar im Herbst 2009 als Aufgabe angeboten hat, die Konfliktfälle in der Diözese „zu bearbeiten“. Ich empfand das als Scherz und habe ihm geantwortet: „Gut, wenn ich zu jedem Konflikt hingehen darf. Gehen.“ Da wäre mancher Konflikt von selber gelöst worden, wenn ich 5 Tage zu Fuß unterwegs gewesen wäre. Heute meine ich es ernst: Das Bild vom Gehen, von der Bewegung wird die Kirche, die Pfarren, die Gemeinschaften, die Orden ins Heute zu den Menschen führen. Geht hinaus. Vielleicht gehört zum „Hinaus“ fast zwingend das „Gehen“.