Aschermittwoch oder das Bewusstsein der strukturellen Sünde fehlt

Abnehmen. Mehr Bewegung. Gesünder ernähren. Keinen Alkohol. Wieder mehr Zeit für die Familie. Das Gebet, die Bibel wieder in das Leben einbauen. Zeichen der angebrochenen Fastenzeit. Viele Menschen machen sich auf den Weg, körperlich, mental und spirituell. Ich stelle fest, dass viele dieser „Umkehr-Aspekte“ individueller Natur sind. Dabei braucht die Gesellschaft als Ganze die Umkehr zu ethischem Verhalten, zu einem ethischen und solidarischen Handeln. Hier passieren die größten Sünden. Sünde bedeutet Absondern von einer jesuanisch geprägten Gesellschaftsdynamik, wie sie in der Bergpredigt angedeutet wird.“

Nicht nur individuell, sondern auch strukturell umkehren

Das Autofasten zum Beispiel beinhaltet diesen Aspekt. Es kommt darauf an, das ganze Mobiblitätssystem zu hinterfragen und auf Veränderungspotentiale hin zum Gehen, zum Fahrradfahren und zum offentlichen Verkehrsmittel anzuschauen. Das Auto zerschneidet unsere Lebenswelten und entstellt unseren Blick auf Nähen und Distanzen.

Prof. Michael Rosenberger hat im OÖN-Interview zum Aschermittwoch 2010 ebenfalls dazu aufgefordert, die strukturelle Schieflage der Gesellschaft genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Gemeinwesen darf und muss sich von Tendenzen lösen, die Solidarität, Gerechtigkeit und Zusammenhalt zerstören.

Interview mit Michael Rosenberger:
http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/art15,337784

Fasten ist nicht nur eine individuelle Neuausrichtung. Es bedeutet auch ein Dahinter-Schauen, was da überall läuft, gegen den Menschen selbst. Je mehr Menschen Alianzen unterschiedlichster Art schmieden gegen ungerechte und menschenfeindliche Tendenzen unserer neoliberal geprägten Gesellschaft, umso eher besteht die Chance, wieder in der Spur der Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wärme zu gelangen. Das bedeutet die Entwicklung der „Widerstandskraft“.