Das Vatikanum II ist im Geburtskanal stecken geblieben

Hitze am Dachboden des Stephansdomes in Wien. Etwa 250 Personen sind die enge Stiege heraufgeklettert. Ein Buch wird vorgestellt. Das zieht mich ebenfalls hin. Matthias Beck, Leben – wie geht das?. Heinz Nußbaumer wird den Autor, Moraltheologen und Priester Fragen stellen und darauf den Redefluss nicht viel unterbrechen. So war es ausgemacht. Prof. Beck ist ein Meister des bogen-spannenden Welt-Erklärens. Er beginnt und holt weit aus. Er ist erfüllt Leichtigkeit, die Welt, Gott und den Menschen in größere Zusammenhängen zu stellen. Das Zuhören fällt leicht. Seine bildhafte Sprache macht es leichter.

Das Konzil steckt

Ein Bild ist mir vom Abend hängen geblieben, dh. es sind mehrere hängen geblieben, aber dieses Gehörte gehört auf diesen Blog: Prof. Beck schildert, dass er tagsüber bei einer Medienschulung war. Dort wurde man zum Thema des zweiten Vatikanums befragt. Er hat in einer ersten Aufnahmestafel in die Kamera gesagt: „Das Kind, das Vatikanum II, ist im Geburtskanal stecken geblieben.“ Weiters hat er laut seiner Erzählung der laufenden Kamera wissen lassen: „Die Kirche steht in einem Verwesungsprozess.“ Die darauf folgende gemeinsame Auswertung bei der Medienschulung hat allerdings ergeben, „dass man das so nicht in eine Kamera sagen darf“. Zu drastisch formuliert. Natürlich frage ich mich: Wer hat hier geschult mit welchem Interesse? Hat nicht er damit recht anschlaulich zum Ausdruck gebracht, was andere (Weihbischöfe) auch in einem ganzen Buch sagen: Im Sprung gehemmt. Gestern entsteht zu dem hier Gehörten eine Brücke. Kein Stecken im Geburtskanal und schon gar kein Verwesungsgeruch.

Interreligiöse Feiern

Mein gestriger Besuch bei den Salvatorianerinnen in Wien hat mich bereichert. In einem Programmheft ihres Gesundheitszentrum ist der Satz sinngemäß zu lesen: Wer offen in ein Gespräch geht, kommt verändert heraus. Das war auch so. Zwischenstep: Natürlich sind bei dieser Hitze eher „nebensächliche und aus dem Klischee kommende Fragestellung“ sinnvoll. Was tun Ordensleute angesichts der doch etwas hohen Temperaturen.  Freilich fragen sich „normale Menschen“, ob so eine Ordenstracht nicht heiß ist. Aber der Business-Anzug der im ersten Bezirk herumeilenden Beamtenschaft ist es auch. Dort wie da gibt es Mittel dagegen. Deshalb ist der Kathpress-Artikel wirklich informativ. Aber zurück zum Gespräch, wo ich auch mit einigen Schweißperlen nach der Umrundung der Ordensgebäude angekommen bin. Ich treffe ganz „normale Menschen“. Von dort bei den Salvatorianerinnen nehme ich mit, dass schon zehn Jahre lang die liturgischen Feiern interreligiös gefeiert werden. Es sind gemeinsame Feiern, wo jeder in seinem Glauben da sein darf und das auch im Rahmen der Liturgie zum Ausdruck kommt. Sr. Maria meint, dass das ganz intensive und besondere Zeiten im Kloster sind. Dieses Brückenbauen gehört aus ihrer Sicht zum zentralen Auftrag der Orden heute in einer multikulturellen Gesellschaft. Natürlich fällt mir da das Buch von Kuschel, Leben ist Brücken bauen, ein. Das Buch von Allan, Das neue Gesicht der Kirche, haben wir auch angesprochen. Die Orden haben – nach Allan – die Aufgabe, den unterschiedlichsten religösen Menschen Beheimatung zu geben. Die Orden selbst sind vielfältig und einer ihrer Zukunftsaufgaben ist  die Vielfalt, die Ermöglichung und die Gestaltung dieser Vielfalt.

Meine Überzeugung ist:
Die Ordensgemeinschaften weltweit werden einen wesentlichen Beitrag leisten, dass eine jesuanisch geprägte Kirche um der Menschen willen zur Welt kommt. Da kann sie niemand betäuben und niemand einfangen. Diese Perlen in den Orden sind den Menschen behutsam und ohne Ängstlichkeit vor der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.Kommt und seht. Lasst euch vielfältigst überraschen.