Das Versteck hinter den großen Worten

Sonnengesang_IMG_0319_1200Ich finde das eine gute Idee. „Predigen ohne Gott?“, lautet die Überschrift unter Pro und Contra im Publik Forum. Leider nicht online. Kathrin Oxen leitet das Zentrum für evangelische Predigtkultur in Wittenberg.  Sie erhielt 2009 den Preis für die „Beste Predigt“. Sie schreibt unter „Ja! Denn wir verstecken uns zu oft hinter großen Worten“. Sie hat die Aktion „Sieben Wochen ohne große Worte“ angestoßen. Sie fordert Predigerinnen und Prediger auf, in der Fastenzeit auf so große Worte wie „Liebe, Barmherzigkeit, Kreuz, Gnade, Trost, Hoffnung und auch Gott und Jesus“ zu verzichten. 7 x 7 große Worte führt sie an. 49.

Ruhe und Klarheit

Unser ganzes Leben sei eine Predigt und wenn es nicht anders geht, dann tun wir es auch mit Worten. Diese Lebensweisheit wird Franziskus dem Allerersten zugeschrieben. Wenn du predigen gehst, dann ist das Gehen die Predigt. Wir kennen das. 90 % erzählt die „Körpersprache“ und maximal 10 % die „Lippensprache“. Da ist es natürlich nicht weit zum Lippenbekenntnis. Große Worte kommen PredigerInnen immer wieder über die Lippen. Je tragischer der Anlass, umso größer werden oft die Worte. Der pathetische Honig breitet sich aus. Dabei geht es mir genau umgekehrt. Was kann ich noch sagen? Es befreit mich ungeheuer, dass wir auch zuhören können. Still sein können. Gemeinsam schweigen. Oft habe ich den Eindruck, dass „große Worte“ ablenken. Sie bremsen die Emotionen. Gerade heute habe ich ein längeres Telefonat mit einem Mann geführt, dem ich mich seelenverwandt fühle. Er ist im Krankenhaus „gelandet“. Er hat mir erzählt, „wie das alles gekommen ist“. Er begreift gerade, dass in dieser gesundheitlich nicht einfachen Situation für ihn zwei Dinge entscheidend werden: „Ruhe und Klarheit“. Ein buddhistisches Buch hat ihm das eröffnet und jetzt trifft es ihn als Christen. Das Handy in Ruhe lassen. Kein Muss aufkommen lassen. Nicht einfach für einen ruhelosen engagierten Menschen. Ruhe. Und Klarheit in den Gedanken. Die Reduktion. Mir selber fällt das „reine Herz“ ein. Das Wasser wird ruhig und du siehst weit hinunter auf den Grund. Das nimmt dir die Angst. Zuversicht kommt dir entgegen. Das Versteck war weg. Die großen Worte nicht im Raum. Die Leitung war klar. Ruhig unser Hin und Her im Reden und Zuhören. Die Pastorin hat recht mit ihrer Fastenaktion „Sieben Wochen ohne große Worte“.