Der Genuss, Produkt zu sein

9DSC_0247Da gibt es Emails, die kommen bis in den Eingang und dann sind sie mit einem Klick vernichtet. „Es ist nicht zum derlesen“, hat dieser Tage ein Ordensmann gemeint. Ganz ehrlich: Da ist er nicht alleine. Mir geht es auch oft so. Viele scheitern in der Kommunikation am Unwesentlichen, weil sie den Löschen-Button nicht betätigen. Beim Email von „Social Media Watchblog“ bin ich vorsichtig. Da ist fast immer was „drinnen“. Diesmal fällt mir die Zwischenüberschrift auf: Vom Genuss, ein Produkt zu sein“.

Subjekt und Produkt

„Wenn du nichts dafür zahlst, bist du das Produkt – so lautet ein Standardsatz zu Social Media, mit dem die Vorstellung einhergeht, dass Social Media User von den Plattformen nur manipuliert und ausgenutzt werden. Rob Horning stellt dem die These entgegen, dass es gerade das ist, was User an diesen Plattformen genießen: Zum Produkt zu werden.“ Das macht mich stutzig. Hat der Mensch bisher immer als Ziel vor Augen, zum selbstbestimmten Menschen zu werden, so mutiert er in den sozialen Netzen zum „Produkt“, zum Objekt von undurchsichtigen Zusammenhängen. Und das macht ihm noch dazu Spaß. Er ist ein vernetztes Produkt, liegt nicht alleine herum, gehört dazu. Auch wenn der Mensch heute das Gefühl hat, dass er der Erschaffer des Produktes seiner Selbst ist, so bleibt die bange Frage: Wie wirkt sich das Produkt-Paradigma auf die Seele aus? Auch in der Markenwelt bildet sich jede Marke in einem „typischen Produkt“ ab. Will es und soll es. Bevor ich  nun den Urlaub antrete, muss ich mir noch überlegen, ob ich mich als „Urlaubs-Produkt“ entwickle oder der Raum doch etwas größer und fundamental freier wird. Eines weiß ich: Weite Offline-Strecken werden die Lust am Produkt-Sein und sich als Produkt zu schaffen reduzieren. Es macht mich eher kribbelig, wenn Menschen sich genussvoll zum Produkt entwickeln (lassen). Aber: Wenn ich zahle, bin ich Subjekt. Wir werden sehen.