Dumpfe Grundstimmung von oben?

Immer öfter lässt sich der Chefredakteur der OÖNachrichten zu einem  tiefsinnigen und weit ausholenden „Kommentar zur Lage des OÖBundeslandes“ hinreißen. „Nebelwerfen in der Politik“ liegt heute 14. Sept 2013 schon in aller Frühe am Frühstückstisch. Der Blick aus dem Fenster  bestätigt den Zustand: Nebel. Das weckt keine Lust zum Gehen, zur Bewegung in frischer Luft. Rückzug und bleiben, wo ich bin. Das dürfte auch das tiefe Interesse „der Politik“ sein.

Medien betrachten nur Eliten

MandlbauerMandlbauer analysiert den „Zustand“ (da steckt Stehen drinnen) mit der Perspektive und den Fokus „Elite-Politik“. Da gebe ich ihm recht, dass in diesem Machtkarrussel das zentrale Motiv „Macht halten oder Macht ausbauen“ ist. Es geht weniger um breite gesellschaftliche Prozesse, sondern um das eigene (Über)Leben. In diesem Kampf (engl struggle) kann es schon einmal gut sein, bestehende Machtverhältnisse zu kritisieren oder von einer anderen Seite zu betrachten. Wenn es dem eigenen Aufstieg nützt, sollte mach es in der Elite so machen. Das bringt einem weiter und lässt die anderen hinter uns. Beim Chefredakteur entsteht zu recht das Gefühl, dass es in diesem Zusammenhang viel Nebel bracht, damit niemand Einblick bekommt in das „Geschehen da oben“. Es hinterlässt eine dumpfe Grundstimmung, die in der Aussage mündet, dass wir unsere besseren Zeiten hinter uns haben. Das schürt Angst und Angst ist für die Macht-Eliten der beste Beton, dass alles so bleibt. In der Friedensbewegung heißt es im Blick auf die Weltpolitik, dass die PolitikerInnen die Schauspieler auf der Bühne der Waffenlobby sind. Das Drehbuch schreiben die Waffenhändler und Weltkonzerne. Auch das hinterlässt ein dumpfes Gefühl., weil die Medien fast ausschließlich genau dieses Theater beschreiben und höchstens Rollen-Rivalitäten und „schlecht  gespielt“ vergeben. Die Medien spielen hier mit und verbreiten das dumpfe Gefühl.

Ändert die Blickrichtung

Was Mandlbauer in diesem Zusammenhang helfen könnte, ist die 180° Drehung. Der Blick richtet sich dann nicht auf die Bühne der Elite und Lobbys, sondern auf das Publikum. Er wird entdecken, dass sie gar nicht mehr in Reihen sitzen und zuschauen, sondern längst miteinander reden oder gar aus dem Saal verschwunden sind. Viele Aufbruchsbewegungen zu nachhaltigem und neuem solidarischem Leben interessiert der dumpfe Nebel auf der Bühne nicht mehr. Sie wollen klare Sicht haben auf ihre Lebensgrundlagen. Sie betreiben gemeinsam einen Garten, sie nutzen gemeinsam das Auto, sie betreiben neue Schulen, sie scheren sich nicht um Rankings, sie wissen, dass noch viel mehr eigentlich ein weniger an Leben ist. Es gibt sehr viele solcher neuer Aufbrüche, die ein neues und einfaches Leben im Auge und im Herzen haben. Das sollten die Medien anschauen, beschreiben und in Austausch bringen. Seitenweise vernebeltes Theater animiert mich nicht zum Weiterlesen. Das Neue (nicht im parteipolitischen Sinn) bekommt zu wenig Platz und das alte Bewährte in der Einfachheit des Lebens (siehe Beispiel Ordensgemeinschaften) findet ganz spärlich Buchstaben und Pixel auf Zeitungspapier. Es würde dem Gemüt des Chefredakteurs und den OÖerInnen gut tun, wenn das neu aufbrechende einfache Leben in den Blick käme. Nebel würde sich lichten, weil wir einander direkt helfen können, das Leben zu gestalten. Das dumpfe Bauchgefühl würde schwinden, weil wir täglich die aufgehende Sonne sehen. Im Evangelium heißt es: Kehrt um. Ändert euren Blick. Macht Platz in der Zeitung für neue Lebensmodelle am Boden der Realität. Und lasst die Nebelwerfer im Nebel weiterspielen.