Entweder liegt es an meiner Wahrnehmung oder ist der Wunsch, zu Fuß nach Assisi aufzubrechen, tatsächlich mehr geworden. Immer wieder habe ich Anrufe oder Emails bekommen zum meinem Weg nach Assisi. In den letzten 14 Tagen sind diese Anfragen aber sprunghaft angestiegen. Da rufen zwei Leute aus dem Raum Innsbruck an, wie sie am besten nach Assisi kommen. Sie fragen vor allem nach dem Weg von Padua nach Assisi. Zwei Stunden später ruft eine Lehrerin aus dem Raum Steyr an, dass sie Mitte April nach Assisi aufbrechen möchte. Eine Tag darauf kommt ein Anruf aus Gmunden, wie man am besten auf den 09-er Weitwanderweg kommt, damit wir deine Route nach Assisi gehen können. Auf Facebook schreibt eine Bekannte (so übersetze ich friends), dass sie jetzt den Mut gefasst hat, und in allernächster Zeit über die Berge nach Süden aufbrechen wird. „Über die Berge?“, schreibe ich zurück. Da liegt Schnee bis Juni. Jetzt wird sie noch warten. Ich habe den Eindruck: Franziskus weist auf Franziskus hin und so wird der Franziskusweg mehr begangen. Schön so.
Pilgern und Tourismus
Heute durfte ich ein Gespräch mit Margit führen. Sie schreibt eine Arbeit über „Pilgern und Tourismus“ auf der FH Krems. Wir haben dabei die „Basics“ des Weitgehens und Pilgerns abgesprochen. Es ist immer wieder eine Freude, wie junge Menschen neugierig sind und sehr aufmerksam die Erfahrungen aufnehmen: Das Leben hat im Rucksack Platz. Die Folge des Weitgehens ist die Haltung der tiefen Dankbarkeit in jeder Situation. Die Dusche am Abend ist der „Himmel“. Unterscheide Geh- und Bleibe-Sachen. Ein Ziel haben und Detailkarten zum Weg sind unerlässlich. Wenn ein, zwei oder drei PilgerInnen unterwegs sind, dann braucht es keine Reservierungen. Die Lösungen liegen am Weg und: Es wird im Gehen gelöst. Das offene Zugehen auf Menschen am Weg ist das wichtigste „Wissens- und Lösungstools“. Nur Mut – die Menschen und die Welt meint es gut mit dir. Für Pilger: Jesus ist ein toller Begleiter und „Lehrmeister“. Die Natur ist die beste und billigste Therapeutin. Und was hat das alles mit Tourismus zu tun? Die Liebe Gottes drückt sich in einer „offenen und liebevollen Gastfreundschaft“ aus. Fast möchte ich meinen: Als Pilger ist mir Gott sehr oft in den wunderbaren GastgeberInnen entgegengekommen. Deshalb: Danke denen, die für pilgernde Vagabunden eine offene Tür, eine Dusche und ein Bett haben.
Pilgern durch Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag und den Ostermorgen
Bei unseren Dreharbeiten zum Franziskusweg am Ostersonntag für „Feierabend“ haben wir am zweiten Tag ganz schlechtes Wetter gehabt. Schnee, Regengüsse und volle Kälte in und rund um La Verna. Der Kameramann war ganz angetan von den Bildern und er meinte: „Nicht immer diese Sonnenbilder.“ Die Linse musste er oft abwischen. Ich selber konnte ihm nur beipflichten: „Es gibt kein Pilgern ohne Karfreitag.“ Ob es Hitze, Kälte, Nebel, Regen oder körperlich Schmerzen sind, es sind immer „kleine oder größere Todeserfahrungen“. Gerade in diesen Zeit reift sehr viel. Wer aufbricht heraus aus der Gemeinschaft der einen umgebenden Menschen verlässt den Gründonnerstag. Das Alleine-Sein und die ausgesetzten Erfahrungen vermitteln etwas vom Karfreitag und Karsamstag. In der Po-Ebene in der unglaublichen Hitze hatte ich auch manchmal das Gefühl, als „Toter“ unterwegs zu sein. Das Kreuz von der Kirche in Schönbühel an der Donau (siehe Foto: leider hinter Glas) hat mir gestern etwas deutlich gemacht: Jesus greift vom Kreuz herab und reicht uns die Hand. Der, der gerade das Schlimmste erleidet, streckt noch die Hand aus. Das finde ich das wichtigste: Gerade an Tiefpunkten sich öffnen, um Zuspruch und Hilfe anzunehmen. Das lässt die Ahnung auf dem Ostermorgen erwachen. Das ist aber kein billiger Weg. Die Auferstehung radiert den Tod nicht weg. Der Glaube an die Vollendung macht den Durchgang „leichter“. So wie beim Pilgern und Gehen.
Ostern 2013: Ich wünsche allen einen tiefen „Franziskusweg“ durch alle Erfahrungen des Lebens. Gesegnete Zeit.
1 Kommentar
Ich war auch schon da! Für mich war es allerdings eher wandern als pilgern. Die Italiener verstehen aber das Konzept „Wandern“ nicht und die einzige Möglichkeit die sich vorstellen können, warum ein Mensch freiwillig zu Fuß geht, ist pilgern. Also war ich doch immer die „pellegrina“ :).
Hier die Berichte:
http://kratzwald.wordpress.com/2009/08/03/die-ersten-schritte-richtung-rom/
http://kratzwald.wordpress.com/2009/08/27/sommerausklang/
Und hier die Fotos:
http://www.flickr.com/photos/italien09/sets/72157621992961202/
http://www.flickr.com/photos/30537028@N04/sets/72157622213042365/