Ganz Ohr hört in Salzburg viel vom Rand

_35woman_35woman_33Helferinnen_35woman1Ich lese von den sieben Ordensfrauen, die in der aktuellen Nummer von WOMAN vorgestellt werden. Finkenstraße 20a. Das ist mein Ziel in Salzburg. Mit Neugierde fahre ich mit dem Bus hinaus. Ein Wohnhaus in zweiter Reihe verbirgt sich hinter der Adresse. Fahrräder sind angelehnt. Ich bin bei den „Helferinnen“ angelangt. Die Kongregation der Helferinnen – um genau zu sein. Von außen deutet nichts auf die Ordensgemeinschaft hin. Ich läute an. Sr. Ute öffnet mir und ist überrascht. Sie bittet mich durch die kleine Küche in das Esszimmer, wo im Wohnzimmer daneben Sr. Éva das Bügeleisen schwingt. Beide nehmen sich Zeit für mich. Die Wohnung wie in einer Familie. Das Kreuz im Herrgottswinkel. Ich bekomme Kaffee. Die beiden Ordensfrauen reden über ihre Mitschwestern, die gerade „unterwegs“ sind in der Arbeit: als Beratungslehrerin für „schwierige Kinder, Eltern und Lehrer“, als Personalverantwortliche, als Notschlafstellenbetreuerin. Sie selber arbeiten in Pfarren mit, sind in der Krankenhausseelsorge, gehen Schubhäftlinge besuchen und „schauen auf das Haus“. Geprägt sind sie von ignazanischer Spiritualität.

Wir haben keine Einrichtungen und Werke

_35woman_33Helferinnen1„Wir haben keine Einrichtungen, sondern gehen dorthin, wo wir gebraucht werden. Wir sind dadurch sehr flexibel.“ 1856 hat die Gründerin Eugénie Smet die Menschen gesehen, die unter seelischer Not litten. „Heute widmen wir uns durch verschiedenste Begleitung vor allem jenen Menschen, die in schwierigen Situationen und in einem Läuterungszustand sind.“ Wir leben deshalb ganz einfach und nach außen nicht als Ordensfrauen „gleich erkennbar“. In der Küche raschelt es. Claudia, seit einer Woche Gast aus Deutschland, ist gekommen und fängt an zu kochen. Sie setzt sich zu uns. Sie hat ihre Lehrerinnen-Ausbildung fertig, schätzt die ignazansiche Spiritualität und hat eine Helferin in Erfurt persönlich kennen und schätzen gelernt. Sie will das gemeinschaftliche Leben hier kennenlernen. Sie ist davon angetan, dass die Helferinnen „am Lebensstil und daran, was sie wie tun“ erkennbar sind. „Die Menschen sehen nicht im ersten Moment die Nonne oder geben ihr einen Stempel.“ Wir nehmen die beiden Videos auf, eines mit Sr. Ute im Esszimmer und eines mit Claudia vor dem Haus. Für das JAHR DER ORDEN nehme ich das unglaublich konsequente Einstehen für die Menschen am gesellschaftlichen Rand mit. Für mich war das heute der „Diagonal-Sprung“ ins andere Eck der vielfältigen Ordenswelt, vom Stift in die einfache Wohnung mitten in der „Vogelsiedlung“ in Salzburg._32DonBoscoHaus

Selbstvergewisserung, mehr öffentliche Wahrnehmung und Übertragung von Verantwortung

Mein nächstes Ziel sind die Don Bosco Schwestern in Salzburg. Es ist eine Diagonale durch die Stadt. Auch das Haus der Don Bosco Schwestern ist einfach und sticht aus der Umgebung in keinster Weise hervor. Einzig Don Bosco auf der Hauswand gibt mir Sicherheit. Ich bin richtig hier. Aber wird jemand öffnen. Ja. Sr. Maria Wallner macht mir auf, ist schwer überrascht und bittet mich trotzdem gleich hinein. Ihre Mitschwester ist bei der Blumenarbeit. Für das JAHR DER ORDEM schlägt sie eine „Selbstbesinnung“ vor: „Wie schaut unsere Sendung, unser Auftrag heute aus?“ Ihre Sendung ist die zu den Kindern, Jugendlichen und Jungfamilien ganz aus dem Geiste Don Boscos heraus. _31SrMariaHier geht es vor allem um die am Rande, um Straßenkinder oder Prostituierte weltweit. Das andere ist, die Ordensgemeinschaften noch „öffentlicher und bekannter zu machen“. Die Öffentlichkeitsarbeit muss allgemein einen höheren Stellenwert bekommen. „Wir machen hier schon sehr viel, aber es kann nie genug sein. Die öffentliche Wahrnehmung könnte besser sein.“ Sr. Maria erzählt auch mit Blick in die Zukunft, wie es ihnen gut gelingt, „Laien in verantwortungsvolle Aufgaben einzubinden“. Sie verweist dabei auf einen Brief der Generaloberin in Rom, die sich ausdrücklich bedankt, „das Laien gefördert und ihnen Verantwortung gegeben wird“. Es gibt eigene Schulungen, um den Geist und die Haltungen Don Boscos wach zu halten, zu stärken. Und Sr. Maria meint: „In den Schulen und anderen Aufgaben übernehmen Laien gerne Verantwortung und machen es sehr gut.“ Wir schauen in die Kapelle und fast ein wenig unwillig nehmen wir dort das Video mit den vier Fragen auf. Es beginnt zu regnen und gegen Abend möchte ich eine Schlafstelle am Mönchsberg finden. Heute: Einfache Ordensfrauen, die den Menschen am Rand in die Mitte stellen. Ob das genug Menschen wissen? „Es ist noch viel zu tun.“

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Sr. Ute Effenberger, Kongregation der Helferinnen

Claudia, Gast bei den Helferinnen

Sr. Maria, Don Bosco Schwester Salzburg