Gesund und schmutzig im Advent

Advent 2013Als 24-köpfige Pilgergruppe sind wir auf der Via Porta in Thüringen unterwegs. Es ist kalt und abends kommen wir in der damaligen „Todeszone“ in ein Gasthaus. Spechtsbrunn steht am Ortseingang. Dort erwarten uns herzliche Wirtsleute „Am Rennsteig“. Das Schild nebenan hängt über der Theke. „Dieses Haus ist ausreichend sauber, um gesund zu sein und schmutzig genug, um glücklich zu sein.“

Schmutz und Glück? 

Der Wirt hat in seiner Situation nach der Wende das Beste aus dem Haus gemacht. Es war sauber, nicht modern. Es war vor allem persönlich gefüllt, mit Interesse, Offenheit und ganz tiefer Gastfreundschaft. Früher waren 10 Mal so viele Gäste da. Es war die Todeszone. Das „ganze Leben“ traf sich hier, wie der Wirt meinte. Der Spruch spricht Dinge an, die uns alle betreffen. Das „Haus“ steht für das Daheim, Geborgenheit, eine Höhle, in der ich sein darf. Das „Sauber“ steht für Ordnung, damit die Seele nicht verwahrlost, sondern aufgerichtet wird auf eine besondere Zukunft hin. Das „Gesund“ steht für Stabilität und Gestaltungsmöglichkeit im Leben. Das „Schmutzig“ ist in diesem Falle der Aufschrei gegen diese klinische Sauberkeit, die heute oft das Leben selbst tötet. Das „Glücklich“ ist die tiefste Sehnsucht eines jeden Menschen. Das „gelungene Leben mit dieser übergroßen Portion Zufriedenheit“ haben die meisten ins Navi des Lebens als Zielort eingegeben. Wir gehen auf Weihnachten zu.

Ich lade sie ein: Stellen sie sich dieses Schild über der Krippe von Bethlehem vor. Ich glaube, die Gastwirtin hat es von dort geholt.

2 Kommentare

    • Quendler Theodor auf 30. November 2013 bei 19:09

    Lieber Freund Kaineder!
    Das ist eine wunderschöne Betrachtung: aus dem Leben gegriffen, als Reflexion für das Leben geschrieben! Danke!

    P.S.: Die Wanderung, von der Du schreibst, liegt allerdings schon einige Zeit zurück, meine ich – oder?!

    • kaineder auf 1. Dezember 2013 bei 11:50
      Autor

    Lieber Theodor!
    Das war Mitte Oktober 2013 „Pilgern mit Weltanschauen“ von Welt der Frau aus. Also noch gar nicht so lange her.

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