Indigene Völker, Franz Jägerstätter und ein Staudamm

900_PaloschiGreenpeace postet dieser Tage: „1,2 Millionen Menschen haben weltweit gegen den Bau eines Megastaudammes im Amazonasgebiet im Olympialand Brasilien unterschrieben und nun stoppt die brasilianische Umweltbehörde den Genehmigungsprozess. Mit dem Staudamm wäre ein Stausee fast doppelt so groß wie Wien entstanden. Etwa 2.600 km² Regenwald wären durch direkte und indirekte Waldrodungen verloren gewesen. Außerdem hätten viele Munduruku ihre Heimat verloren und über 1.000 Tierarten, die am Tapajós-Fluss leben, wären vom zerstörerischen Vorhaben bedroht.“ Das ist erfreulich, wenn ich mit meiner winzig kleinen Unterschrift etwas beitragen durfte. Erzbischof Paloschi aus Brasilien hat ebenfalls auf die enorme Bedrohung der indigenen Völker hingewiesen. Er hat die Probleme beim Namen genannt und gleichzeitig die Problemlöser: die indigenen Völker selber. Ihre Lebenspraxis zeigt den Lebensstil der Zukunft: naturverbunden, einfach, achtsam, gemeinschaftlich. Morgen ist der 9. August, der Tag der indigenen Völker und ebenso der Gedenktag an Franz Jägerstätter.

Widerstand

900_JägerstätterAngleichen, mitmachen, ruhig bleiben,  Gott ergeben sind Haltungen, die Christinnen und Christen über lange Zeit geprägt haben. Kirchliche Pädagogik war „Ergebenheit und Hingabe“. Gemeint war dabei oft das etablierte Herrschaftssystem, das bis Gott hin verlängert wurde. „Wer sich nicht anpasst, geht unter“, sagen auch Genetiker. Anpassungsfähigkeit ist eine Lebensvoraussetzung. Glaube wurde oft als Anpassungsmaßnahme an bestehende Verhältnisse gesehen, gebraucht. Die Mächtigen halten sich die Kirche als „Stabilisator“. Siehe Österreich. Und anderswo. Anders in Brasilien, wo Bischof Erwin Kräutler und jetzt sein Nachfolger Roque Paloschi Paloschisich durch Widerstand „auszeichnen“. Sie sind Ermutigier zum Widerstand. Sie organisieren Widerstand mit. Widerstand gegen ein politisches und wirtschaftliches System, „das ausbeutet und mordet“. Dass der Gedenktag der indigenen Völker und der Gedenktag an Franz Jägerstätter zusammenfallen, ist ein schöner „Zufall“. Christenleben ist ein Leben in Gottverbundenheit, das uns freispielt, tiefgreifenden Widerstand zu leisten gegen das Tödliche, das Vernichtende, das Verachtende, das Nivellierende, das Gewalttätige. Der Staudamm in Brasilien ist ein gutes Beispiel, wie Widerstandskraft und Einsatz für das Leben „zusammengehen“. Möge der Widerstand gegen den Damm langfristig von Erfolg gekrönt sein und kein Menschenleben fordern. Dem dreifachen Familienvater Franz Jägerstätter wurde 1943 wegen seiner Gewissensentscheidung, dem Menschen verachtenden NS-System nicht dienen zu wollen, der Kopf abgeschlagen. Dasselbe Schicksal erleiden Menschen in Amazonien. Die Rücknahme des Staudammbaues lässt Hoffnung aufkommen. Es braucht auch unseren Widerstand.