Kirche ist nicht im Kontext

7_IMG_6542Wirklich tief beeindruckt komme ich von der Tagung der Oberinnen in Vöcklabruck. Ich durfte dort Sr. Edith Maria Magar von den Waldbreitbacher Franziskanerinnen zwei Tage live erleben. An die 100 Ordensfrauen gingen der Frage nach, wie ein gutes Miteinander von „Laien und Ordensfrauen“ gelingen kann. Die Waldbreitbacher Ordensfrauen waren Pionierinnen in einem neuen Miteinander, auf Augenhöhe, mit Übertragung von großer Verantwortung. Mit tiefem Vertrauen und höchster Kompetenz ausgestattet, haben sie ihre Werke übergeben, übertragen, in die Hände von Mitarbeiterinnen gelegt. Heute arbeiten in 200 Einrichtung etwa 20.000 Frauen und Männer. Sie ist als Generaloberin sozusagen die „Konzernchefin“ eines ausbalanzierten Netzwerkes von handelnden Personen, in den höchsten Verantwortungen fast nur Frauen. Sie spricht ruhig, hat eine ganz klare Sicht, leitet aus dem christlichen Selbstverständnis Anforderungen ab, immer gepaart mit dem Anspruch, alles im Prozess zu sehen. Die hohe Qualität in den Begegnungen spüre ich aus ihren Worten. Der „kollegiale Austausch auf Augenhöhe“ ist das Lebenselexier.

Anschlussfähig hinein in die Kontexte

9_IMG_6523Sie spricht von der Wichtigkeit der Firmen-Kulturen in verschiedenen Phasen der Veränderung. Vertrauens-, Fehler-, Ziel-, Macht- und Visionskultur sind die Schlüsselworte, wenn es um Veränderung, Unsicherheit, Euphorie, Widerstand, Dominanz oder Nostalgie geht. Die Methoden von gestern führen uns nicht in die Zukunft. Sie kommt auf die Kirche allgemein zu sprechen und eine Aussage geht mir nach, nicht nur bis hierher: „Die Kirche definiert sich nicht mehr in den Kontexten. Sie spricht dadurch isoliert.“ Durchatmen. Das Aggiornamento hat sie verlernt. Sie steht wie der Kardinal nach der Bischofskonferenz mit dem Zeigefinger in der heutigen Fortpflanzungsmedizin drinnen, ängstlich besorgt und mit der Keule „Gegen-Argument“ ausgestattet. Das ist meine Wahrnehmung und Sicht. Kirche sieht sich selber, „ihre Wahrheiten“. Ihre Dogmen stehen verlassen in der oft menschenleeren Gegend. Kirche hat es verabsäumt, in der Jetzt-Zeit zu agieren, sich daraus zu verstehen, aus dem Kontext zu lernen. Kommunikation ist dann oft der Werbe-Versuch, so zu tun, als wären wir da, mitten unter den Menschen. Das ist jetzt zu pauschal und zu negativ. Ich weiß. Ich wollte die Richtung skizzieren. 8_IMG_6514Es gibt Diözesen wie zum Beispiel die rund um Linz unter Aichern oder Limburg unter Kamphaus, die sich immer mit den „Lebenswelten“ der Menschen auseinandergesetzt haben. Es ist nur so, dass das von der römischen Kirche nicht honoriert wurde. Eher das Gegenteil war der Fall. Perfekt „römisch-katholisch“ war die letzten Jahrzehnte angesagt. Und was hat die Generaloberin zur Fehlerkultur gesagt: „Das beste Projekt war das, wo wir gescheitert sind und dabei so viel gelernt haben.“ Der Kontext ist nicht ohne Scheitern zu haben. Die Kirche „muss“ sich aber nach dem Beispiel Jesu inkarnieren, hinein in die genau heutigen Kontexte. Nicht mir kognitiven Argumenten, sondern mit gemeinschaftlichen „Heils-Erfahrungen“. Die Waldbreitbacher Franziskanerinnen tun das mit viel Mut und hoher Kompetenz. Anspruchsvoll. Merci, Sr. Eva Maria.