Man hätte mehr auf die Frauen hören müssen

Ich selber habe als 11-jähriger Petriner Glück gehabt. Wir waren die erste Klasse, die damals zwei weltliche Erzieherinnen bekommen hat. Damit war die „harte Männerdomäne entschärft“. Das wäre überhaupt der Schlüssel gewesen: Die Frauen sollten an leitenden Stellen die Geschicke der Kirche in die Hand nehmen.

Jahrelanger Einsatz der kfb gegen sexuelle Gewalt

Gegen eine Pauschalverurteilung der katholischen Kirche wegen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch und Gewalt gegen Kinder und Jugendlichen wendet sich die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Margit Hauft. „Die Katholische Frauenbewegung Österreichs setzt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Problem sexueller Gewalt gegen Kinder und Frauen auseinander. Wir haben nicht geschwiegen, sondern immer wieder an die Kirchenleitung appelliert, sexuelle Gewalt nicht weiter zu tabuisieren und Maßnahmen zu deren Bekämpfung zu setzen. Als größte katholische Laienorganisation im Land sind wir ein wesentlicher, aktiver Teil der katholischen Kirche Österreichs und lehnen deshalb jede Pauschalverurteilung der Kirche strikt ab.“

Die Katholische Frauenbewegung widmete bereits beim Festgottesdienst zu ihrem 40jährigen Bestehen im Jahr 1987 die Kollekte für die Errichtung einer eigenen Beratungsstelle für Opfer von sexueller Gewalt. 1989 gründete sie gemeinsam mit der Evangelischen Frauenarbeit in Wien die Beratungsstelle Tamar für Opfer von sexuellem Missbrauch, die später auch die erste diesbezügliche Ombudsstelle der Erzdiözese Wien wurde. Diese Funktion hat die heute eigenständige Beratungsstelle nun allerdings nicht mehr.

Bereits 1991 vor dem Fall Groer forderte die Katholische Frauenbewegung Österreichs im Rahmen einer Kampagne des Ökumenischen Forums christlicher Frauen in Österreich „Kein Schweigen zu sexueller Gewalt!“ Die Christinnen appellierten an Kirchen und Glaubensgemeinschaften, Information und Bewusstseinsbildung über die Themen Inzest, sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung und sexuelle Belästigung in den Gemeinden zu leisten. Kleriker und Laien müssten für diese Probleme sensibilisiert werden. Die Errichtung und Finanzierung von Beratungsstellen und von Einrichtungen zur Krisenintervention wurde gefordert. Diese Kampagne wurde einige Jahre später wiederholt.

Im April 1995 als Anschuldigungen gegen Kardinal Dr. Hans Hermann Groer laut wurden trat die damalige kfbö-Vorsitzende Ingrid Klein für die unverzügliche Einrichtung eines Untersuchungsausschusses ein, dessen Ergebnisse veröffentlicht werden sollten. Das Thema sexueller Missbrauch von Minderjährigen dürfe nicht länger tabuisiert werden, betonte damals Ingrid Klein. Bis heute setzt die kfbö immer wieder Initiativen, um das Schweigen über Gewalt zu brechen. So warb sie zuletzt im November und Dezember 2009 für den Gebrauch des Frauennotrufs gegen Männergewalt.

„Trotz allem wird aber auch heute noch Männergewalt häufig verschwiegen, verdrängt, vertuscht und still von Frauen und Kindern erduldet, um den idealisierten Vorstellungen von Familie und Kirche zu entsprechen. Umso wichtiger ist es, dass nun Opfer von sexuellem Missbrauch durch ihre Erfahrungsberichte die Kirchenleitung zum verstärkten, effizienten Handeln zwingen“, erklärt die kfbö Vorsitzende Margit Hauft.

(aus www.kfb.at )