Martin Engelmann geht zu Fuß nach Rom

999IMG_6291Vom Tyrolia-Verlag flattert ein neues Buch auf meinen Schreibtisch. „Zu Fuß auf dem Franziskusweg nach Rom“ ist der Titel. Die Eckstädte sind Florenz als Beginn, Assisi als Mitte und Rom als Ziel. Die angeführten Schlüsselworte bieten für mich als Assisi-Pilger den Anlass, das Buch zu lesen und – zu genießen.

Stimmige Fotos

Eine wesentliche Erkenntnis stellt der Autor, Fotograf und Pilger gleich an den Beginn: „Die moderne Zivilisation hat uns die Stille genommen. Wer pilgert, kann sie sich zurückerobern.“ Eindrucksvoll schildert Engelmann die Natur am Weg von Florenz weg in den Süden. Bestätigen kann ich die individuellen und tiefen Gespräche mit PilgerkollegInnen am Weg und Herberge-Gebende. Unterkünfte mit ihren Orten Städten werden zu Reflexionszonen des Tages. Wege sind Wege und Abwege. Beides erlebt der Pilger in Richtung Assisi. Ebenso lebhaft schildert der Autor die Erfahrung, wenn man Handy und speziell die Emails nicht daheim lässt. Die Last des Alltags überschwemmt die Erfahrung auf dem Weg. Der so herbeigeholte Alltag wird als Tsunami erlebt. Die wunderbaren Landschaften sind fotografisch hervorragend „eingeholt“ und stimmig geschildert. Der Pilger erlebt am Weg aber genauso die Auswüchse der rohen Zivilisation, die für Weitgeher fast unerträglich sind. Wetter, Gewitter und Unwetter verändern einen Menschen, wenn er alleine seinen Weg geht. Martin Engelmann und die Mitautorin Anna-Maria Stiefmüller gelingt es hervorragend, Stimmungen ganz drinnen mit den Erfahrungen ganz draußen wohltemperiert zu verbinden.

Der Fotograf und seine Positionen

Das Buch taugt aus meiner Sicht durch die ansprechenden Bilder als Kochbuch für die Seele. Wer darin blättert, wird Naturlandschaften in besonderes Licht getaucht finden, Städte wie Florenz, Assisi oder Rom von ungewohnten Perspektiven neu sehen und Menschen in Portraits kennen lernen. Engelmanns „Fototipp“ zu jedem Tag nährt die Lust, genau diesen Weg mit dem Auge des Fotografen zu gehen. Einzelne Erfahrungen des Pilgers hebt der Autor in seinem „Pilgertipp“ hervor. Dort und da streut der Pilger Engelmann seine spirituellen Erkenntnisse in Großbuchstaben ein, indem er Aussprüche von großen Heiligen am Weg hervorhebt oder eigene Erkenntnisse festhält: „Mit jedem Schritt, den ich gehe, komme ich mir näher.“ Ich erlebe das Buch als eine einzige Einladung, den Weg selber zu gehen.  Nur eines rate ich nicht: Das Buch ist zu schwer, um es im Rucksack mitzutragen.