„…mit großer Freude und Genugtuung.“ Familien retten den Staat

Dieser Brief ist mir heute im Ohr bzw. im Halse stecken geblieben. Wer den Schreiber Helmut Außerwöger kennt, der oder die weiß, dass er ein „gstandener Mann“ ist, mit viel Liebe, Zeit und Empathie seine Familie lebt. Werden wirklich die Familien den Staat retten – vor allem wieder einmal für die anderen, die ohne Verantwortung gehandelt haben und auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden?

„Sehr geehrter Herr Finanzminister,

mit großer Freude und Genugtuung sehe ich, dass Sie uns, eine siebenköpfige Familie beauftragen, den Staat finanziell gesunden zu lassen. Was ein neoliberales Wirtschaftssystem mit tausenden Aktienfonds nicht zustande brachte, schaffen nun wir, die österreichischen Familien: Die Rettung des österreichischen Staatshaushaltes.

Besonders freut es uns, dass wir einen großen Teil jenes Geldes bereit stellen werden, das als sogenannter europäischer Rettungsschirm über ein neoliberales Spekulationssystem aufgespannt wurde. Gerne stellen wir unser Geld zur Verfügung, dass auch weiterhin, wie bisher, ungeniert an den Aktienmärkten spekuliert werden kann. Unser letztes Hemd werden wir für die Aufrechterhaltung von Börsengewinnen in Milliardenhöhe geben, die irgendwo lagern, aber sicher nicht den Familien zugute kommen werden. Als Familie mit fünf Kindern im Altern zwischen 9 und 1,5 Jahren haben wir zwar kein Geld, mit dem wir an der Börse spekulieren könnten, aber in selbstloser Haltung, die uns ja inne ist, geben wir gerne für einen guten Zweck.

Herr Finanzminister, wir bedanken uns für Ihr Vertrauen.
Wir werden unser bestes, wie immer, geben.“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Der Brief ist aus dem Blog von Helmut Außerwöger entnommen:
http://ausserwoeger.wordpress.com/2010/11/09/sehr-geehrter-herr-finanzminister/