Nichts ist Gott ähnlicher als die Stille

Mit Andreas Knapp

Mit Andreas Knapp

Bescheiden und unauffällig bewegt sich Andreas Knapp von der Ordensgemeinschaft der Kleinen Brüder vom Evangelium in der Buchhandlung Herder in der Wollzeile in Wien. Gerhard Zach ist ein Buchhändler mit Botschaft und wunderbaren Büchern. In großen Lettern lese ich auf einem Bild: „Du musst nicht nach Amazonien reisen, wenn es dein Buch um die Ecke gibt.“ Oder so ähnlich. Er lädt immer wieder tolle Leute ein. Die Begegnung bei Wein, Brot, Wasser und Apfel gehört dazu. Heute bin ich hier, weil Andreas Knapp aus seinem Buch „Lebensspuren im Sand“ liest. Wie Charles de Foucauld verbringt er ganz alleine 40 Tage in der Wüste. Das Buch ist das „Spirituelle Tagebuch aus der Wüste“. Knapp hat eine kirchliche Karriere als Regens über Bord geworfen und hat den einfachen, den kleinen aber anspruchsvollen Weg in die Gemeinschaft gesucht. Ruhig liest er. Wir alle hängen an seinen Lippen. Seine Sprache ist so, dass im Kopf die Wüste, der Sternenhimmel, der Brunnen, die Stille „entsteht“. Ich atme tief aus an diesem Abend.

Erfahrung wie beim Gehen

Johannes Kaupp, Malanie Wolfers, Brigitte Thalhammer, Andreas Knapp

Mit Johannes Kaup, Melanie Wolfers, Brigitte Thalhammer, Andreas Knapp

Nach der Lesung kaufe ich das Buch, bekomme eine Widmung und wir tauschen unsere Erfahrung aus. „Weitgehen und Wüste haben ähnliche Wirkung“, meint er auf meine kurzen Erzählungen von meinen Weitgeh- und Pilger-Erfahrungen. Es ist das Alleine-Sein-Können. Es ist die Stille und der Kosmos. Die tiefe Dankbarkeit, die einem als ganzen erfasst. Da sein genügt. Schon am ersten Tag schreibt er: „Der Sinn dieser Zeit (in der Wüste) liegt gerade im Nichts-Tun. Wir sind gewohnt, in den Kategorien von Nutzen und Zweck zu denken. Viele Menschen erleben sich nur dann als wertvoll, wenn sie sich und den anderen durch ihre Arbeit beweisen können, dass sie von Nutzen sind.“ Der Wert den Menschen liegt nicht im Nutzen, sondern in der Würde und im Da-Sein. „Ich darf einfach da sein. Das genügt.“ So habe ich das auch beim Gehen erlebt. Ich bin einfach da. Selbst das Gehen war keine Leistung, sondern der tiefe Ausdruck der Weltbegegnung. „Das Leben kommt mir entgegen.“ Die Wahrnehmung verändert sich.  Die Propheten, Jesus, Franziskus gingen in die Wüste. 40 Tage. Nichts ist Gott ähnlicher als die Stille. Ich freue mich auf das ganze Buch. In aller Ruhe. Tag für Tag. Und wie schreibt Bruder Andreas am 40. Tag: „Wichtig ist jetzt das Weitergehen in der Hoffnung, dass das Gute, das ich gelebt habe, weiter wirkt.“ Ich spüre den Boden unter den Füssen, die wieder einmal weit gehen wollen.