Wie man ein Interview geschmeidig macht

gruber_standard„Der Hashtag #Synod14 ist mit dem Schlussdokument zur Familien-Synode in Rom nochmals in Schwung gekommen. Da war Hoffnung in der Luft. Die Erwartungen wurden nicht erfüllt. Das ist auch kein Wunder, denn dieser Papst Franziskus muss sich mit jenen Bischöfen arrangieren, die unter Benedikt XVI und seinem Vorgänger ernannt wurden. Da war Angepasstheit und Untertänigkeit die oberste Maxime. Devoter Gehorsam war ritualisiert. Das (erz)konservative Denken hatte ganz oben in der Hierarchie Platz genommen. Die Welt wurde als Gegnerin abgestempelt und als Feindbild die „böse Säkularisierung“ hoch gehalten. In jedem Fall war es eine Einweg-Kommunikation von oben nach unten. Kein offenes Wort aus einem Bischofsmund kam offen und transparent in Rom an. Dialog wurde „unten mit unten“ ausgerufen, zelebriert und inszeniert. Immer wieder, damit die Hoffnung nicht erlischt. „Gewisse Seilschaften“ in Rom hielten eine dichte Membran um die römische Elite. Dorthin kamen nur Meldungen über „Abtrünige“, die via Spitzelwesen und Internet gejagt wurden. Es ging um Machterhalt und Doktrin. Da wird selbst der neue Papst Franziskus gefährlich, wie heute Kardinal Schönborn einfach zugibt: Massive Angriffswelle gegen Papst.

Enttäuschung und geschmeidig machen

Heute früh ist mir ein Brief an die Bischöfe von Erik Flügge aus Köln über das Netz auf meinen Laptop gespült worden. „Ihr habt mit Christus nichts zu tun.“ Hart. Emotional. Schwerste Enttäuschung in und zwischen den Zeilen. Der Titel verrät es. Aus meiner Sicht lesens- und bedenkenswert. Dann kam ein von vielen empfohlener Artikel aus der Süddeutschen daher: „Verwirrender Lichtstrahl„. „Die Bischöfe hat bei ihrer Familiensynode in Rom der Mut verlassen, Geschiedenen und Homosexuellen ein Signal des Aufbruchs zu senden. Viele sind nun enttäuscht. Die katholische Kirche wird grundsätzlich über ihre Ehe-, Familien- und Sexuallehre streiten müssen.“ Das wird zu wenig sein. Es müssen Taten kommen und klare Botschaften. Wenn es die Hierarchen nicht schaffen, dann müssen wir unten es tun. Die Dissonanzen werden lauter werden. Es ist nämlich nicht so, dass wir noch länger warten können. Jesus und das Volk sind schon weit voraus. Jesus geht, der Papst geht, das Volk geht. Nur die römische Elite sitzt. Der neue Rektor der KTU Linz Franz Gruber hat im heutigen Standard auch ein Interview gegeben. Klug. Klar. Von der Stimmung her die Erwartungen bremsend. „Man darf nicht vergessen: Fast 40 Jahre war keine Diskussion etwa zum Thema Familie möglich.“ Siehe oben.

Rom und das Dienstleistungsdenken

Die Kathpress hat in der Meldung („Lieber gut als schnell“) den bremsenden Anteil im Interview hervorgehoben und auf „geschmeidiger“ gesetzt. Das ist in Wien so. Da wird erst im letzten Absatz, zu dem 80 % nicht mehr kommen, die „Ungeduld“ des Linzer Theologen angesprochen, wenn es heißt: „Zugleich hielt der Dogmatikprofessor fest: Die Zeit sei „überreif“ für Reformen, die dann 2015 erfolgen müssten. „Das ist eine der letzten Chancen der Kirche in dieser modernen Zeit, sich hinein- und nicht mehr über die Menschen zu stellen.“ Sie müsse den Mut haben, auf die veränderte Welt aktiv zuzugehen „und nicht nur zuzuschauen, zu jammern und dabei depressiv zu werden“. Überholt sei auch der kirchliche Zentralismus im Sinne eines „Roma locuta, causa finita“. Rom müsse vielmehr eine „Dienstleistungsstelle für die Ortskirchen“ werden, sagte Gruber.“ Das ist die eigentliche Überschrift: Rom und das Bewusstsein des Dienstleisters für die Ortskirchen. #Synod16, wenn #Synod15 fertig ist. Dieser Papst hat einen Haufen Arbeit vor sich.