Wir üben den Frieden

Eine große Schar von Kindern umringt den Pfarrassistenten Matthias List in der Pfarre St. Markus. Der erste Adventsonntag wird mit der Wortgottesfeier begangen. Das Warten auf die erste Kerze am Adventkranz hat ein Ende und das ganz große Warten auf das Christkind kann beginnen. Die Kinder in Geduld lehren, Tag für Tag, ist für Eltern und Großeltern immer eine besondere Herausforderung. Das braucht schon mächtige „Narrative“, um den Adventkalender Tag für Tag auf Schiene zu halten und nicht unbedacht nach vorne zu stolpern.

Zum Frieden transformieren

Am Altar steht eine Figur. Matthias stellt sie vor: Jesaja, Prophet, ungefähr 700 Jahre vor Jesus. Er war ein Hervor-Sager und hatte Ideen, Visionen und Träume. Die Kinder staunen, sind ganz bei der Sache. Da holt Matthias ein Holzschwert hervor, lässt es einem Kind in die Höhe strecken und fragt: Was tut man mit einem Schwert? Klar die Antwort: Kämpfen, töten. Das steht im Raum. Was tun wir jetzt damit? Die Kinder: Wegwerfen. Klar, dachte ich, wir sind in der Kirche und nicht am Spielplatz. Dort würde die Antwort anders ausschauen. Aber Matthias lässt das Wegwerfen nicht einfach  gelten. Er erinnert daran, was wir in der Lesung von Jesaja gehört haben: Schwerter werden zu Pflugscharen geschmiedet. Nicht weggeworfen. Umschmieden. Er nimmt das Schwert, bindet es mit einem Faden an eine Stange. Das Schwert ist jetzt der Pflug. Eine ganz andere Welt tut sich auf einmal auf. Schade, dass den Kindern der „agrikulturelle Kontext“ nicht als Erfahrungsschatz zur Verfügung steht. Aber sie wissen: Traktoren pflügen und schießen nicht, führen nicht Krieg. Die Quintessenz für die übervolle Kirche rund um die erste Adventkranzkerze: Lassen wir uns hineinnehmen in die Transformation zum Frieden. Üben wir den Frieden, tun wir ihn, Tag für Tag. Das heißt, Gewohnheiten und destruktive Mittel umzuschmieden. Nicht einfach, aber lohnenswert. Eine versöhnende Adventzeit wünsche ich uns.