Wer P. Theobald aus Ottensheim kennt, seine frohe und humorvolle Art, mit dem Fahrrad unterwegs bei den Menschen, der wird die Dichte des Leserbriefes in den OÖNachrichten umso eindringlicher finden. Ich pflichte ihm bei, wenn er zwischen römischer und jesuanisch-geprägter Kirche unterscheidet.
„Werter Pfarrerkollege aus Windischgarsten! Einiges von Deinem Bild der Kirche, das die OÖN am 8. 9. ziemlich überdimensional wiedergegeben haben, ist ergänzungsbedürftig und darf nicht unwidersprochen bleiben. Das ist nicht die Kirche Jesu, sondern die römische Kirche, die hier von Dir gezeichnet wird.
Dass die Themen der sog. „Pfarrer-Initiative“ ewiggestrige sind, ist der eigentliche Skandal. Dass die Leitung der römisch-katholischen Kirche seit dem hoffnungsvollen 2. Vatikanischen Konzil immer mehr Rückschritte und Einbunkerung verordnet, erinnert an das jüdische Establishment, das den Tod Jesu unbedingt betrieben hat. Dass Kirche geschiedene Wiederverheiratete bis in Ewigkeit nicht mehr zur Kommunion einlädt, auch nicht nach einer Zeit persönlicher Läuterung nach einer menschlichen Katastrophe = Scheidung, halte ich im Sinne Jesu für ewiggestrig, borniert und kontraproduktiv.
Dass wir zwar Religionslehrerinnen u. a. an die tägliche Front der Glaubensverkündigung schicken, aber es versäumen, sie auch im sonntäglichen Gottesdienst zur Predigt aufzufordern, um Leben und Glauben auf eine breitere Basis zu stellen, ist beschämend. Würde die Leitung der römischen Kirche den Frauen dieselbe Aufwertung zuteil werden lassen wie Jesus in seiner kurzen Zeit als Wanderprediger, bräuchte sie nicht nachzudenken über die Zulassung zur Weihe zur Diakonin oder Priesterin. Ein jammervolles Versäumnis der Kirche. Es stimmt mich so oft sehr traurig, dass wir als Kirche nicht einladend und „charmant“ hinausgehen, sondern freudlos und prinzipientreu die Asche der Feuerstelle hüten. Ist es der Auftrag Jesu, weniger zu werden, dafür aber lebensfremd und unnahbar?
P. Theobald Grüner, Pfarrer in Ottensheim“
1 Kommentar
Ich habe diesen Artikel heute Morgen schon in der OÖ gelesen und er hat mich wieder richtig „beflügelt“, dass es doch richtig ist sich in „unserer “ Kirche zu engagieren.
Ich bin Dekanatsleiterin der KFB Altheim und dadurch ehrenamtlich im Arbeitskreis für Homosexualität vertreten. Hier erfährt man ganz besonders die negative aber auch positive Seite der Kirche.
In christilcher Verbundenheit und im „Ungehorsam“ gegenüber der Amtskirche grüße ich dich ganz herzlich,
Helga Stelzhammer