Ein „reines Herz“ statt „sauberer Hände“

Der Bundespräsident fordert:  „Wir brauchen eine Politik und Wirtschaft mit sauberen Händen.“ Das gefällt beim ersten Hinsehen. Wenn ich ich allerdings dieses Bild weiterknete, dann kommt mir in den Sinn, dass das zu wenig bzw. sogar falsch ist.

Meine Hände sind rein

Es gibt da eine Geschichte, wie einer an der Himmelspforte steht und den Eintritt verlangt mit dem Hinweis, dass seine Hände immer sauber gewesen sind. „Das ist zu wenig“, meinte darauf die himmlische Stimme. Wer reine Hände hat, hat entweder nichts getan oder sich ordentlich gewaschen. Beides kann doch nicht das Ziel sein, nichts zu tun oder die schmutzigen Reste vorher abzuwaschen. Wir brauchen Leute, die sich die Hände schmutzig machen. Ja. Die Frage ist doch nur, womit wir sie uns schmutzig gemacht haben. Auf den Punkt gebracht: Wer anderen aus der Scheiße hilft, wird nicht sauber bleiben. Menschen, die zugreifen, sind in den oberen Etagen ohnehin rar geworden. Die Drecksarbeit wird gerne anderen überlassen. Die Lorbeeren werden unter Anwesenheit der Jounalisten dann gerne entgegengenommen. Im Dienst an den Schwächsten, den Armen, den Gebrochenen, den Pflegebedürftigen sollen sich diese Leute die Hände schmutzig machen müssen, Herr Bundespräsident. Worauf es ankommt, ist ein reines Herz, das diese „Bedürftigkeiten“ sieht und die Hände und Füsse in Gang setzt.

Das Herz reinigen

Ich schlage vor: Nicht reine Hände fordern, sondern ein reines, von Empathie, Gerechtigkeit und Nächstenhilfe geprägtes Herz. Dieses „Herz“ zu säubern und neu auszurichten liegt in unser aller Verantwortung. Wer in der Politik tätig ist, sollte seine oder ihre Hände ruhig schmutzig machen im obigen Sinn, aber dabei auf sein reines Herz achte. Das ist anspruchsvoller als die „sauberen Hände“. Das können die Betroffenen durch großzügigste Wiedergutmachung bekunden.

An uns allen liegt es, Menschen in die Politik zu wählen, die im Herzen rein, absichtslos und uneigennützig sind.

1 Kommentar

    • Michael Nixdorf auf 20. September 2011 bei 15:35

    Hallo Ferdinand,

    Deinen Blog durchstöbere ich immer wieder gern. Ich danke für den schönen Beitrag wider einen Mißbrauch der Sprache – „saubere Hände“ klingt ja zunächst ganz gut, aber was eigtl. damit ungesagt bleibt (oder bleiben soll?), kann ich nun auch besser in Worte fassen.
    Ich bin gerade wieder in Arnoldstein auf Urlaub. Viele Grüße auch von Elfi.

    Herzlichen Gruß, Michael

Kommentare sind deaktiviert.