Der lange Schatten der Zukunft

70 Ordensfrauen, Ordensmänner und die dazugehörigen PR-WorkerInnen versammelten sich in Erfurt. „Glaub!würdig?“ wurde im Vorfeld getitelt. Weil diese kreative Buchstabenkombination als Aufreißerin fungierte, musste der Untertitel näher orientieren: „(Selbst)Verständnis, Profil und Herausforderungen von Ordens-PR“.  Der Magnetismus hat uns hingezogen. International vernetzen ist immer gut, fast würde ich sagen „typisch Orden“. Eingesperrtes Denken war den Ordensleuten immer fremd.

Wohin geht die Reise?

Im Zug zurück nach Wien über Linz und Kirchschlag will man natürlich nachschauen, was im Gepäck hängen geblieben ist. Am meisten hat mich überrascht, dass in einzelnen Wortmeldungen vor allem von Ordensfrauen ein „aufrechtes Selbstbewusstsein“ vorgetragen wurde. Auch bei Gesprächen am Tisch oder beim Kaffee wurde mir wieder einmal klar: „Die werden unterschätzt.“ Und ich rede mit einer Provinzoberin über die Ordensfrauen in den USA und die Zähmungsversuche des Vatikan. Ordensfrauen leben das neue Selbstbewusstsein der Frauen von heute. Das ist noch nicht „heraußen“. Das wird sich aber zeigen.  Da sind wir beim Grundtenoer der Tagung und der mächtigen Frage: „Wohin geht die Reise?“ Gibt es genug Platz und Energie für die Zukunftsbilder, die in die Zukunft ziehen und Menschen faszinieren. Diese Anliegen wird sicher von vielen mitgenommen, auch von den Chefitäten der DOK wie Abt Hermann Josef Kugler. P. Erhard Rauch hat vom Think Tank der Orden in Österreich erzählt, von Ordensleuten, die sich immer wieder die Frage stellen: „Orden haben Zukunft, wenn…“. Es sei hier auch gesagt: Österreich liegt hier vorne. Es geht aber nicht um einen Wettbewerb, sondern um den Wandertag in die Zukunft. Beim nächsten Treffen in Wien bin ich auch dabei. Eine positive „Spannung“ erfüllt mich. Ich nehme von Erfurt mit: Es braucht Freiraum, Platz und Energie für die Frage, was ist unser Zukunftsbild und sind unsere Ziele. So verliert die Zukunft ihre Schatten. Auch wenn es mittlerweile draußen finster ist, so weiß mein Zug, wohin er fährt. Das ist gut so.

Medien in die Niederungen einladen

Sr. Katharina Hartleib aus Olpe hat beim zeitlich langen Mittagstisch erzählt, dass sie bewusst wieder in die Stadt gezogen sind. Ihr Mutterhaus steht „oben“ und da ist es schwer, Leute „hinaufzulocken“. „Da haben wir uns entschlossen, wieder hinunterzuziehen“, meinte sie mit einem Schmunzeln. Ihre Kapelle ist praktisch immer offen und es kommen immer mehr Leute, um mit ihnen zu beten und da zu sein. Sie erzählt dann von einer Idee, die bei mir als genial angekommen ist. „Büffeln und beten“ nennt sich das Projekt. Abiturientinnen bekommen Platz, um am Morgen um 8 Uhr zum Gebet zu kommen, dann zu lernen, einzeln, Mittagsgebet, gemeinsames Mittagessen mit den Ordensfrauen und der Nachmittag klingt nach dem eifrigen, intensiven Studieren mit dem Abendgebet um 17 Uhr aus. Zulauf extrem stark steigend, sodass sie nicht mehr genau wissen, wo die Leute untergebracht können. Rhythmus und ritualisierter Lerntag, wertschätzender Umgang, Gemeinsamkeit und das Gefühl, spirituell getragen zu sein in dieser herausfordernden Situation. Das ist es. Sr. Katharina hat einmal Gäste und sie schlendern durch Olpe. Sie erzählt: „Da stürmt auf einmal eine Gruppe junger Mädchen auf sie zu, etwas beschwipst fallen sie ihr um den Hals und meinen ‚Wir haben das Abitur geschafft‘.“ Die Gäste staunten ordentlich. Das sind die Niederungen, in die Medienschaffende und JournalistInnen eingeladen werden sollten. Das liegt auch im Gepäck: „Aktiv und einladend solen Medien geholt werden“. Das bedeutet den Abbau von Angst und das Fassen von Mut. Da wird sich etwas ändern. Die Offenheit der Ordensgemeinschaft wird mehr. Ich denke an die Journalistin, die drei Tage in einem oberösterreichischen Frauenorden mitgelebt hat. Kurz vor Weihnachten werden wir sehen, was ihre Finger in die Tastatur gehämmert haben. Ich bin positiv gespannt.