Barbaraweg: Finde deine persönlichen Schätze

Juraj_900Juraj hält stolz eine Rolle Stacheldraht in der Hand: „Ich war der Erste, der bei Bratislava 1989 ein Stück aus dem eisernen Vorhang gezwickt hat.“ Die Bilder beweisen, dass auch seine Frau und die Kinder damals dabei waren. Der Wachposten war damals noch skeptisch: „Ich habe ihn überzeugt, dass er wegschaut.“ Juraj spürt, wo etwas „aufgeht“. Er hat mit einem großen persönlichen Netzwerk den „Barbaraweg“ angestoßen. Schritt für Schritt nimmt er Menschen herein und überzeugt sie von der Idee dieses neuen Pilgerweges mitten in der Slowakei. Vor seinem Haus steht ein hölzerner Turm mit fast 3 Metern Höhe: „Solche Türme sollen im Laufe der Zeit die wichtigen 29 Stellen am 150 Kilometer langen Barbaraweg kennzeichnen.“ Daneben schon das Schild mit der gelben Markierung. „Der Turm ist das Zeichen für die hl. Barbara.“ Juraj brennt für diesen Weg. Mit seinem Feuer hat er schon eine Menge Leute am und für den Weg „entzündet“. Ich erlebe Juraj als Ermutiger: „Die größte Strecke ist schon ausgeschildert. Im Frühjahr werden noch die Markieurungskleber durch die Städte angebracht. Am 1. Mai 2015 wird der Pilgerweg offiziell eröffnet.“

Natur und Bergbau

mittelpunktDrei Tage nehmen wir uns Zeit, einige wichtige Stationen am Weg und Personen im Netzwerk „Barbaraweg“ kennen zu lernen. Ich wurde eingeladen, meine Erfahrungen als Pilger zu Verfügung zu stellen. Das mache ich in diesem Fall sehr gerne. 2004, 2009 und 2012 bin ich „weit gepilgert“, wie Juraj genau wusste. Durch mein Konzept des pilger_PFADes „In die Nähe Gottes gehen“ und mein Mitwirken am Johannesweg weiß ich, wie Tourismus und Pilgern gut zusammengehen bzw auf gemeinsamen Wegen unterwegs sind. Durch mein dreimaliges Weitgehen und Pilgern bin ich auch in das Pilgernetzwerk „hinein gewachsen oder noch besser hinein gegangen“. Die Idee vom Barbaraweg ist mir mit großer Energie, Begeisterung und Wärme begegnet. Jetzt kenne ich auch die Landschaft und die Städte. Neben den Begegnungen habe ich vor allem die wunderbaren Naturlandschaften mitgenommen. Hügelig, bewaldet und irgendwie einzigartig im Auf und Ab. Dann sind es die nach Bergbau klingenden Städte. Hier haben Menschen über Jahrhunderte nach Gold, Silber, Kupfer und anderen Edelmetallen gegraben. Wunderbare Städte wie Kremnica, Banska Bystrica oder Banska Stiavnica liegen am Weg. Letztere hat die erste Bergbauakademie der Welt unter Kaiser Maria Theresia erhalten. Die Bürgermeinsterin persönlich hat uns empfangen. Ein Rundumblick vom geografischen Mittelpunkt Europas aus oder der Einblick in den am Weg liegenden Thermalort Sklene Teplice lässt Staunen und Wohlbefinden hochkommen. Die Vorfreude auf unsere Pilgerreise mit Welt der Frau und Weltanschauen vom 28. August bis 6. September 2015 steigt auf. Ich sehe uns schon gehen ähnlich wie in Irland, in Rumänien oder nach Volkenroda in Thüringen.

Persönliche Schätze heben

banska_bystica_900In Gedanken gehe ich den sich in der weiten Landschaft abzeichnenden Weg. Es ist ein Rundweg. Da liegt die Chance in der Luft, sich selber in sieben, acht, neun Tagen besser kennen zu lernen. Sich selber „umgehen“. Ich erzähle den Verantwortlichen von meinen Pilger-Erfahrungen: „Da spielt sich bei den Menschen auf der körperlichen, der mentalen und spirituellen Ebene viel ab. Du gehst vom außen in das Innen. Du gehst vom Ich zum Selbst. Du wirst geöffnet. Du entdeckst Räume, neue Freiräume in dir. Du entdeckst das Weniger. Neue Sichtweisen ergänzen die alten oder lassen sie verblassen. Tiefe Dankbarkeit stellt sich ein.“ Juraj’s Augen leuchten: „Ja, diese Dimension hat uns in unserer eher touristisch geprägten Sichtweise noch gefehlt. Es geht nicht um touristisches Wandern, sondern um das Pilgern, um das Entdecken, das Finden der persönlichen Schätze.“ Ich ermutige sie, nicht viel zu machen, sondern die wesentlichen Fragen des Menschen anzustoßen. Dabei hilft eine gute Markierung am Weg und die Offenheit, die „Fremden“ willkommen zu heißen. „Das Gehen, die kontinuierliche Bewegung, die Natur und die Begegnungen therapieren die oft überfüllte Seele.“ Leer werden dürfen, damit die von der Konsumgesellschaft überfüllten Depots Platz geben für Wesentliches. Jeder Mensch trägt einen tiefen Schatz, eine tiefe Berufung in sich. Sie zu entdecken und zu leben schafft das wahre Glück. Dankbarkeit ist die Folge.

7 x 7 ist gut möglich

markierungMeine Überzeugung teile ich immer wieder. Um der „Magie der Zahl“ heute zu entsprechen, gieße ich das in ein Zahlenspiel. Wer 7x3x7 geht, erlebt eine heilsame Veränderung. Sieben mal drei Tage ist 21 Tage lang und 7 Stunden pro Tag gehen. Eine Kur dauert drei Wochen und früher waren die Urlaube drei Wochen. Der Barbaraweg wird seine heilsame Wirkung in der Formel 7×7 entfalten: Sieben Tage sieben Stunden pro Tag gehend unterwegs sein. Einen Tag vielleicht etwas mehr und einen Tag etwas weniger. Die Wegerfinder sind noch etwas skeptisch, „ob das die Menschen aushalten, in einem Tag so weit gehen.“ Ich ermutige sie als Pilger. 20-25 Kilometer sind eine gute Strecke für einen ganzen Tag. Wer schon einmal gepilgert ist, wird dem zustimmen. Wer es noch nie getan hat, wird es als wunderbares Gefühl erleben, „so weit gegangen zu sein.“ Dieser Barbaraweg wird eine wunderbare Möglichkeit, Bewegung in viele Leben zu bringen. Dabei werden die vielen persönlichen Schätze zum Vorschein kommen in einer Gegend, wo die Menschen unglaublich viele Schätze aus den Bergwerken ans Tageslicht gebracht haben. Vor meinem geistigen Auge erhebt sich das Motto unseres Pilgerns im Herbst 2015: „Finde deine persönlichen Schätze“.

Der Barbaraweg in der Slowakei und das wird unser Gehen und Pilgern am Barbaraweg mit weltanschauen.at.barbora mapageschaeftturm

 

2 Kommentare

    • Anneliese Gold auf 22. April 2017 bei 15:58

    Hallo lieber Herr Kaineder!
    September 2015 ist die Idee unserer Pilgereise in die Slowakei durch ihren Zeitungsbericht in den OÖ Nachrichten entstanden.
    Sehr erfreut haben wir ihre Beschreibung gelsesn.
    Zu Zweit planen wir am Barbaraweg im Mai zu pilgern. Können sie uns einen guten Tipp bezüglich Kartenmaterial und Unterkunftsmöglichkeiten dieser Runde geben. Wir finden keine wirklich konkreten Unterlagen.
    Bitte um Informationsunterstützung. Eine konkrete Frage bezüglich der Wegbeschaffenheit beschäftigt uns noch. wir sind mit dem Einrad unterwegs. Wie hoch ist der Straßen und Asphaltanteil auf dieser Runde. Wir wollen diese nach Möglickeit meiden.
    Ganz liebe Grüße aus Wilhering bei Linz Anneliese und Erwin

      • kaineder auf 22. April 2017 bei 18:27
        Autor

      Liebe Anneliese und Erwin!
      Die Zeit vergeht. 2015. Ihr könnt euch freuen auf euren Weg.
      Ich werde euch per Email an den Kontakt von Branislav Stančík schicken. Er wird euch da sicher weiterhelfen.
      Die Markierung, der Weg und die Etappen mit den Nächtigungen kennt er gut. Er spricht wunderbar deutsch.
      Pace e bene. ferdinand

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