Es drängt und alle gehen einkaufen

9_IMG_5570Der #ClimateMarch gestern in Linz war mir ein besonderes Anliegen. Eigentlich sollte ich in diesen Tagen wie geplant in Paris sein und dort im Vorfeld des Weltklimagipfels #COP21 den „Rucksack der Alternativen“ zusammen mit Klimapilger-Kollegin Anja und -Kollegen Rembert übergeben. Alle öffentlichen Veranstaltungen in Paris wurden aus Sicherheitsgründen abgesagt. Den Rucksack hat Rembert nach Paris gebracht und er wurde gestern im kleinen Kreis „indoor“ übergeben. Am kommenden Dienstag darf ich bei der Präsentation des KSÖ-Dossiers in Wien mit dabei sein.

Klimawandel bringt Völkerwanderung

9_IMG_5587Gestern bin ich mit den etwa 300-400 Weltklima-Bewegten vom Volksgarten durch die Landstraße zum Hauptplatz mitgegangen, habe Gespräche gesucht und an Passanten die 12 Punkte Forderung verteilt. In anderen Erdteilen sind es Zig-Tausende, die die Weltverantwortlichen aufrütteln wollen. In den Gesprächen am Rande des Gehens wurden mir wieder einmal bewusst, wie klar den Leuten die Situation ist und wie passiv sie dabei bleiben, der größten Sünde verfallen: „Was kann ich da schon machen?“ Ein Mitgeher hinter dem Transparent „Der Klimawandel führt zwangsläufig zur nächsten Völkerwanderung“ meinte recht schlüssig: „Es drängt und alle gehen einkaufen“. Die Ablenkung gelingt. Eine Frau mit Einkaufskorb und dickem Pelzmantel: „Tut’s endlich was und blockiert’s hier nicht die Straße.“ „Was kann ich schon machen?“, meinte eine Frau mit dem Enkelkind in der Hand. „Ich fahre fast ausschließlich mit Öffis. Jeder auch noch so kleine Schritt zählt“, ist meine Ermutigung an sie. Hinter uns geht das Transparent „Verkehrswende jetzt“ vorbei. Politiker rollen Straßen aus und mehr Autos stehen weiter im Stau. Mit jeder neuen Straße mehr Autos. Wo bleiben die wirklichen Investitionen in den Öffi-Verkehr? Die Auto-Lobby fährt mit den Politikern und den Medien nur so spazieren, auf Kosten der Umwelt, der Mitwelt und der Zukunftswelt.

Positive Beispiele

9_IMG_5556Wir haben auf unserem Klimapilgerweg 21 Tage lang wirklich Tag für Tag so wunderbare Beispiele gesehen, wie eine andere Welt, ein anderer Alltag, eine andere Werte-Hierarchie möglich ist. Ich habe sie täglich beschrieben und in den Rucksack gepackt. Mein Resümee war und ist sehr positiv. Schon an unserem kleinen 400 km langen „Faden“ (Weg) entlang so viele ermutigende Beispiele. Dazu: Das Gehen bringt andere Wahrnehmung und andere Perspektiven zum Leben, zum Alltag, unterscheidet neu zwischen wesentlich und unwichtig. Am Ende der Kundgebung gestern in Linz ergibt sich eine Gespräch mit dem IG-Milch Vorsitzenden Ewald Grünzweil, dem ich von meinen Erfahrungen am Klimapilgerweg und den zwei Grundfragen erzähle: „Wie geht Reduktion? Wie kommt mehr Liebe in die Welt?“ Zuerst schaut er mich hellwach an. Dann baut er sofort die Brücke zur Situation der Milchwirtschaft und erklärt mir, dass eben bei der Milch 2 Milliarden Liter in Österreich genug sind. Nur die „Großen“ lassen sich die 3. Milliarde Liter von den ersten beiden Milliarden mitzahlen. Das geht auf Kosten der Kleinen. „Wir im Dorf waren früher 16 Milchbauern, heute sind wir 6“. Die EU hat meiner Ansicht mehrere Denkfehler. Einer kommt aus dem neoliberalen Grundstrom und kann, will groß und klein nicht unterscheiden. Sie wollen groß um jeden Preis. Bei „Klein“ ist zu wenig „drinnen“. Die Weltkugel erwärmt sich. Die SN haben gestern am Titelblatt eine treffende Karrikatur gezeigt. Punktgenau. „Raus aus dem Öl.“ Und aus der Atomenergie.