Im alten Fahrwasser angekommen

WiederverheiratetEs hat sich angedeutet. Wir wollten es in der franziskanisch genährten Hoffnung nicht glauben. Der Papst spricht zwar in seinen morgendlichen Predigten die Dinge direkt beim Namen an. Dieser Tage: Geld kann nicht der Mittelpunkt sein. Der Bischof von Limburg fühlt sich allerdings am selben Tag nach der 20-minütigen Audienz „gestärkt“.  Heute wurde wieder einmal klar. Die „Abteilungsleiter“ wie der Glaubenspräfekt Ludwig Müller gehen in der Umsetzung die alten und eigenen Wege. Sie haben das „harte und herzlose Fahrwasser“ nicht verlassen. Es geht nicht um Werte und menschliche Wärme, sondern um Gesetze und Normen. Diese sicher falsche und daher  folgenschwere Botschaft heute aus dem Vatikan kann im Sinne Jesu nicht so stehen bleiben: Keine Sakramente für Wiederverheiratete.

Direkt am Leben vorbei

„Nach geltender kirchlicher Lehre könne es in dieser Frage keine Ausnahmen geben, so Müller. Der Umgang mit dieser Personengruppe dürfe „nicht aufgrund der verschiedenen Situationen modifiziert werden“ oder einer Gewissensentscheidung der Betroffenen anheimgestellt werden, schreibt er in einem Gastbeitrag für die vatikanische Zeitung „Osservatore Romano“. Das Gesetz steht damit über dem Menschen. Modifizieren, hinhören, Wege finden, aufrichten war die Sache Jesu in seinen vielen empathischen Begegnungen mit Menschen auf Augenhöhe. Menschen haben sich aufgerichtet, wurden geheilt. Und das persönliche Gewissen und die Entscheidung danach wird wieder einmal gering geachtet. Seliger Franz Jägerstätter, bitte für unsere Amtskirche. Genau diese Sichtweise geht direkt am Leben vorbei.  Es trifft mich persönlich, weil in vielen persönlichen pastoralen Gesprächen sich Menschen zu einer Entscheidung durchgerungen haben, sich in und an den Sakramenten stärken zu lassen. Sie werden wieder zweifeln, zurückgeworfen. Und sie werden auf „diese Kirche“ sauer sein, weil sie nicht fähig ist, mit dem Scheitern adäquat umzugehen.

Der momentane Mix

panoptikumIch lade hier ein, den eingefügten Screenshot nebenan in seiner Themenstellung genauer zu meditieren. Zulehner ist noch von der Hoffnung auf Veränderung von oben inspiriert und rät zum Warten. Der Limburger „Lügen- und Protz-Bischof“ (Der Spiegel) darf nicht nur weiter zelebrieren, sondern auch kommunizieren. Gänswein stellt die Rinnen zum alten Fahrwasser her, getarnt als Brückenbauer zwischen emeritiertem Papst und aktivem Bischof von Rom. Und nicht nur im Vatikan, sondern in Deutschland und Österreich ist das Geld der Kirche Thema. Der Soziologe Hochschild hat einmal sinngemäß gemeint: „Die Probleme der Kirche sind keine Probleme der Welt (Säkularisierung), sondern Probleme der Kirche.“ Dieser Themen-Mix heute am 22. 10. 2013 um 21.00 Uhr auf religion.orf.at zeigt: Die Amtskirche arbeitet wieder taff an der eigenen Vernichtung oder in der Werbesprache ausgedrückt am „katholischen Alleinstellungsmerkmal“. Jetzt sind wieder die Ordensgemeinschaften gefragt, den „Freiraum für Gott und die Welt zu schaffen“. Und jedem Getauften sei in Erinnerung gerufen: Die Kirche dieses Jesus von Nazareth gibt es wegen der ganz konkreten Menschen heute, nicht wegen und für die Bischöfe. Es tut mir leid. Aber: Wer 52 Tage nach Assisi geht, dem kommen solch klaren Gedanken. Kirche tun, dort wo wir stehen und wie es die Menschen brauchen.

 

1 Kommentar

    • Veronika Pernsteiner auf 24. Oktober 2013 bei 08:43

    Danke, Ferdinand, für diese klaren Worte: „Kirche tun, dort wo wir stehen und wie es die Menschen brauchen.“ Ich habe das in den vergangenen Tagen erlebt, als wir 240 kfb-Frauen aus ganz Österreich (einige Ordensfrauen waren auch dabei!) gemeinsam auf den Spuren der Hl. Katharina unterwegs gewesen sind. Im Geburtshaus der Katharina, die sogar dem Papst ihrer Zeit die Meinung gesagt hat, haben wir die Morgenliturgie gefeiert und uns Stärkung geholt. Auf dem Campo, dem großen Platz von Siena, haben wir am Abend einen großen Kreis gebildet, der den ganzen Platz „eingenommen“ hat. Wir haben gemeinsam „Alle meine Quellen entspringen in Dir“ gesungen und einigen Umstehenden auf Nachfrage erklärt, warum wir hier sind und wer wir sind. Eine euphorische Stimmung ist nach dieser Reise in mir, so viel geballte Frauenspiritualität, die da zutage kam, an der sich jede gestärkt hat für ihre eigene Lebenswelt daheim.

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