24 km Solidarität

999_IMG_765624 km Solidarität ist aber schon sehr wenig. Im Verhältnis zur Lage des blauen Planeten sogar ganz wenig. Und doch habe ich diese 24 km in besonderer Weise begangen. Es ist noch sehr morgendlich, wo wir in den Zug nach Schwechat einsteigen. Erstmals gehe ich mit bei Romaria. Der „Name“ kommt aus dem Portogiesischen und heisst dort einfach: Wallfahrt. Der „Zweck“  dieser Wallfahrt für und mit Flüchtlingen entlang von Orten der Solidarität liegt in der Öffnung und Sensibilisierung auf diese Menschen und ihre Situation hin. Es geht um meine, um unsere Öffnung und Sensibilisierung. Ich weiß, dass Gehen öffnet, dass der Weg und die Begegnungen sensibilisieren.  Meine Pressemeldung hat hoffentlich den Fokus getroffen. Wir sind abends erfüllt, ermutigt, geweitet in der U-Bahn  zurück gesessen. Mir sind erstmals das Pfarrnetzwerk, der muslimische Friedhof, das Haus Abraham, der Schubhaftseelsorger P.  Albert  und viele andere aus der „Asyl- und Flüchtlingsgemeinschaft“ begegnet.  Die in jeder Kirche erzählten persönlichen Erfahrungen bestätigen mein Bild von den politischen und öffentlichen Einrichtungen: Solidarität schwindet.

Ein Erdbeben erschüttert Nepal

999_IMG_7713Gar nicht mitbekommen habe ich, dass zur selben Zeit in Nepal ein dramatisches Erdbeben die touristisch viel besuchte  Gegend der höchsten Berge der Welt zertrümmert hat. Medial ging der Fokus sofort dorthin. Es ist, wie wenn der „Weltbeleuchter“ seinen Scheinwerfer dreht. Kameras sind dort, wo gutes Licht ist. Gestern Abend habe ich mich über den von mir sonst sehr geschätzten Armin Wolf etwas geärgert, wie er seine Fragen an die aus meinem Bergdorf kommende Katastrophenhelferin gestellt hat. Er hat so gefragt, als würden wir diesen Trümmerhaufen, der vergleichsweise über Österreich und der Schweiz verteilt ist, in ein paar Tagen wieder aufbauen. Die Katastrophe soll vom medial begleiteten Katastrophenkonvoi, der vergleichsweise in Bregenz landet und Österreih und die Schweiz in Trümmern „sieht“, so agieren, dass wir zur Solidarität ermutigt, sprich spenden und gleichzeitig den Eindruck bekommen, es wird alles gut. Nur keine Hilflosigkeit aufkommen lassen. Tun, exemplarisch tun. Keine Frage: Die Katastrophe gibt dem Menschenleben nur kurze Zeit. Die Medien haben auch nicht lange Zeit, denn schon könnte es sein, dass der Weltscheinwerfer woanders hinleuchtet.

Solidarität ist Zusammenhalt

999_DSC05469Zwei Dinge kommen mir angesichts der Berichterstattung in den Sinn:
1. Wirklicher Aufbau kann nur von den Menschen vor Ort in tiefem Zusammenhalt gelingen. Das braucht Zeit, Tatkraft und Geduld. Selbstlosigkeit und Ideen. Tiefe Kontakte und langfristige Ressourcen. Das habe ich 2011 in New Orleans mit eigenen Augen gesehen, wo 82 Milliarden Dollar die Stadt nicht aufrichten konnten. Anders bei den Vietnam-People in New Orleans, die ihr Stadtviertel in einem halben Jahr ohne einen öffentlichen Cent wieder hergestellt hatten. Dieses Beispiel an gewachsener und gepflegter Solidarität (gerade auch durch die Kirche dort) bleibt mir ein Leben lang ein motivierdes Bild.
2. Weltweitwandern oder die Schulschwestern (nur zwei Beispiele) haben sofort ihre Kontakte aktiviert und gewusst, dass es schlimm ausschaut. Beide schildern, wie sich Menschen gegenseitig helfen, einander unterstützen, wissen Namen einzelner Personen und wie es ihnen geht. Das ist jetzt die größte Hilfe: 999_IMG_7805Das Anwerfen der persönlichen Netzwerke in diese Gegend und die Ermutigung, wieder aufzustehen, sich und die Gebäude wieder aufzurichten. Natürlich wird es wieder Hilfsorganisationen geben, die sich medial in Szene setzen (müssen), damit Spendengelder fließen. Aufgebaut wird aber in kleinen Schritten, vor Ort, 99% von Medien unbegleitet. Ganz sicher zählt heute auch die große und weite spirituelle Öffnung auf diese Menschen hin, um an sie zu denken, sie in Gedanken zu begleiten, für sie zu beten, damit sie den Mut nicht verlieren.“ Lass uns wieder aufstehen“ , mögen dort viele denken. Und tun (können). So wie bei uns vor 70 Jahren.
24 km  ist nicht weit. Sie gehen aber heute über die ganze Welt. Der Planet gehört Gott und wir haben ihn alle mit denselben Rechten und Pflichten gepachtet. Barrieren und Zäune sind nicht Zeichen der Zusammengehörigkeit genauso wenig wie Wegschauen oder Gleichgültigkeit.