Das radikale Böse

IMG_6737vPlakatFilmpremiere. Das Whoiswho der Medienszene tummelt sich im Urania-Kino. Stefan hat mir eine Karte hinterlegt. Heute bin ich Diakonie. Mit etwas gemischten Gefühlen nach drei intensiven Arbeitstagen gehe ich von Maria am Gestaade „hinüber“ den Donaukanal entlang ins Urania. Ich habe einiges gelesen über den Film. Ist das ein Tagesausklang? Worum geht es? Ganz normale Männer wurden in den Kriegsjahren im Osten Europas zum Werkzeug einer Tötungsmaschinerie im Genozid an den Juden. Trotz Müdigket spüre ich: Ich will mich dieser Sichtweise des Filmemachers Stefan Ruzowitzky stellen. Achtsamtkeit statt Unterhaltung.

Nach dem Film

IMG_6738Stefan Ruzowitzky  hat mit seinem Film eine ganz eigene Mischung auf die Leinwand gebracht. Dokumentarmaterial mischt sich mit gesprochen Briefen, hineingeschnitten in gespielte Szenen. Die Musik erhöht die Kraft des Ruf- oder Fragezeichens. Ich nehme die Gelegenheit beim Schopf und gratuliere Ruzowitzky persönlich zu diesem Werk. Ich sage ihm, dass ich den Film „wirklich wichtig finde“. Gestehe aber auch, „dass ich neben dem Geschehen auf der Leinwand immer und immer wieder an Franz Jägerstätter denken musste, der in seiner persönlichen Verantwortung bis zur letzten Konsequenz NEIN gesagt hat“. Ruzowitzky kennt Jägerstätter und er nickt. Der Film endet – und der Filmemacher sagt das ja selber im Gespräch mit Barbara Rett auf der Bühne – mit einem Ausblick in die Zukunft: „In einer von Authoritäts- und Gehorsamsdenken durchsetzten Gesellschaft lernen wir eher das „Mitlaufen“ als das selbst verantwortete Handeln und Nein sagen. Ich gebe ihm recht. Wer heute genau auf die Menschen und die gesellschaftlichen Vorgänge hinschaut wird feststellen: Konformität gilt viel mehr als eigenes Denken und Handeln. Die Kirche – so spüre ich während des Filmes – hat dazu auch eine Basis gelegt. Mögen viele Zuschauer diese eine Botschaft aus dem Film mitnehmen: Es kommt auf mich ganz persönlich an. Ich kann und darf mich nicht ausreden. Ich entscheide. Kein Gehorsam ohne Gewissen.

Und heute?

IMG_6735Auf der Bühne wurde der Bezug zu heute hergestellt. Sind nicht auch heute Vorgänge, die viel mehr unser persönliches Eingreifen bzw. unsere besondere Wahrnehmung und unser entschiedenes Handeln brauchen? Lampedusa findet heute statt und wir schweigen. Ich bin froh, dass ich mich am Aufruf an die Bundesregierung im Inserat im Kurier und Standard beteiligt habe. Es liegt mir am Herzen, gegen Unmenschlichkeit aufzustehen: „Wir wollen gemeinsam ein starkes Zeichen setzen, dass das Verhalten des offiziellen Österreich gegenüber Flüchtlingen nicht länger schweigend hinzunehmen ist.“ Das kann ich nur unterstützen und inseriere mit. Dabei denke ich an das, was David Steindl-Rast gestern in Salzburg gesagt hat: „Die Gefahr der Schule ist das Buckeln. Ziel muss immer der aufrechte Gang sein.“ Möge dieser Film viele in die persönliche Verantwortung für die Vorgänge heute führen. Ich meine: Der Film ist ein Anstoß dazu.