Andeutungen am Tag der geistlichen Berufe

Der 21. April 2013 ist der Tag der geistlichen Berufungen. Es gibt in diesem Zusammenhang viel zu erspüren, zu meditieren, zu denken und auch zu handeln. In einer Ansprache habe ich meine Andeutungen gemacht. Der Satz von Adorno bildete den Beginn: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Mit dem „bunten prophetischen Ökonomen Sedlacek“ fuhr ich weiter: „Wir streben mit aller Kraft ins Paradies. Sind wir dort, suchen wir mit aller Kraft wieder heraus.“ Er beschreibt damit diese „bohrende Unzufriedenheit“, die uns heute in allen Lebensbereichen eingepflanzt wird. Dann erinnere ich mich noch an Clemens Sedmak, der am Samstag in Göttweig gemeint hat: „Wir wissen immer mehr über weniger  bis wir alles über nichts wissen.“

Von Berufs wegen geistliches Leben fördern

AufblühenSo ein Tag für geistliche Berufe rückt jemand oder etwas in die Mitte: „Menschen mit einem geistlichen Beruf.“  Einige sehen da die Frauen und Männer, die in den drei Gelübden leben und Priester und Diakone. Für mich geht der Kreis viel weiter und umfasst genauso die ReligionslehrerInnen, PastoralassistentInnen, JugendleiterInnen, Pfarrgemeinderäte und alle Menschen, „die einen pastoralen Dienst tun“. Das muss oft nicht einmal im üblichen Rahmen der Kirchen sein. Diese Menschen – ein wenig zähle ich mich dazu – begegnen dem „Faktum der Entscheidung“ mit einem „inneren Abwägen“. Jede und jeder steht vor Entscheidungssituationen: Dort entscheidet die Evidenz. Das Radfahren ohne Bremsen ist klar, wohin es führt. Da entscheidet das Pro und Contra. Vor- und Nachteile sagen mir: Die Hausübung kann nach der Schule oder am Abend gemacht werden. In vielen Situationen braucht es aber ein inneres Abwägen. Da schweigt die Evidenz und die Kriterien Vor- und Nachteile passen nicht. Denken wir an Partnerschaft, Geschäftsideen, Projekte, Lebensträume. Ignatius bietet uns da die „Idee der Waage“ an. Es ist ein inneres Platz nehmen auf der Narbe der Waage (es handelt sich also um keine digitale Waage!!), um zu spüren, geht es in Richtung Gott oder böse Dynamiken, Gewalt oder Liebe, teuflische Bereicherung oder Hingabe. Geistliche Berufe verstehen etwas von der „geistlichen Unterscheidung“.  Durch regelmäßige Meditation und Gebet, durch Beratung und Gespräch und durch „gutes Tun“ wird es möglich, auf der „Narbe der Waage“ Platz zu nehmen. Es ist gerade auch für junge Menschen eine schöne Aufgabe, hier ihre Berufung zu leben, sich selbst und andere Menschen mit ihrem Leben und Beruf dorthin zu führen oder sich führen lassen. Ich wünsche jungen Menschen eine große und tiefe Neugierde für ihre eigene persönliche Berufung ganz tief drinnen im Herzen und den Gemeinschaften und Einrichtungen eine ganz große Weite, diese neuen, oft auch „neuartigen“ Berufungen annehmen zu können. Um Gottes und der Menschen willen.