Warten wir einmal ab

So war der Tenor nach der Wahl von Papst Franziskus durch das Konklave. Selbst nach den ersten wirklich sympatischen Handlungen wie „zuerst erbittet das Volk Gottes den Segen für den Papst“, das „gute Nacht“ oder „hier ist der Bischof von Rom“ war noch keinerlei Begeisterung im Fußvolk an der Basis zu spüren. Die Medien haben sich schon überschlagen, weil eine Überraschung die andere jagte: mitfahren im Bus, einfacher Papst-Habit („Der Karneval ist vorbei“), Wohnen im Gästehaus, Gottesdienste mitfeiern im Gästehaus („Franziskus in der letzten Reihe“). Abwarten. Selbst in Assisi war am Tag der Amtseinführung am 19. April 2013, obwohl schon sehr zur Überraschung aller Franziskaner von La Verna die liturgischen Dienste übernommen haben, eine relativ gelassene Stimmung zu spüren. Freude über einen Mann aus Südamerika, Franziskus als Arbeitsprogramm. Es war eher Hoffnung als Begeisterung zu spüren.

Transparente Arbeitsstrukturen einer Weltkirche

FranziksusViele kleine und größere Schritte in Richtung einer „tatsächlicher Erneuerung“ hat Franziskus gesetzt. Sogar direkte Kritik vom Papst an die Kurie und die dort tätigen Geistlichen hat er formuliert, wenn er vom „tatkräftigen Zeugnis durch das Leben“ spricht und klar sagt: Es genügt heute nicht, schöne Worte zu machen. Das war mir persönlich immer sehr sympatisch. Und in vielen Handlungen habe ich Bischof Maximilian gesehen, der auch durch tatkräftiges Leben und Einfachheit die Herzen der Menschen anrührt. So entstand bei mir von der Haltung des Abwartens die Hoffnung auf tatsächliche Veränderung des praktizierten „vatikanischen  Monarchiegehabes“. Pompös dargestellt und keinerlei Transparenz. Als gestern der nächste Schritt bekannt gegeben wurde, gesellte sich zum Abwarten, zur Hoffnung eine tiefe Freude . Das achtköpfige Beratergremium, das Franziskus ernannt hat, repräsentiert nun endlich die Weltkirche. Noch dazu spricht der Leiter der Gruppe aus, was viele Bischöfe und Gläubige in den letzten zwei Jahrzehnten so oft gefordert bzw vermisst hatten: Bitte hört uns endlich mit unseren Anliegen und Erfahrungen. Der Kommentar von Heinz Niederleitner spricht ebenso davon. Im Vatikan hat es in den letzten Jahren keinen Priestermangel gegeben. Wohl aber weltweit in den Pfarren draußen. Allüberall. Wenn er nun vielleicht rund um Pfingsten noch ein paar Kardinäle in der Kurie austauscht, dann ist Franziskus am besten Wege, die katholische Kirche aus der Selbstisolation zu befreien. Es ist ihm und uns zu wünschen, dass so die Kirche als wichtiger Impulsgeber für die Weltgestaltung wahrgenommen wird. Die Welt hätte es nötig, sich an Franziskus zu orientieren. Welchen? In Zukunft hoffentlich beiden. Und die Zeit und Haltung des Abwartens hätte ein Ende.