Anstand und Stillstand. Umkehr als Weg nach vorne

Wenn ich heute, am 13. April 2011, höre, welche Einschätzung der scheidende Vizekanzler aus seiner Perspektive anspricht, dann sind wir sehr nahe dran, woran jemand oder eine Gesellschaft erkranken kann. Der mangelnde „Anstand“ führender Politiker ist tatsächlich ein Problem. Gerade heute, wo ich für die Aufbereitung der Geißler-Rede  für die verschiedenen Verwendungen brüte, kommt mir natürlich dieser Satz immer wieder in den Sinn: „Was ist passiert? Die Gier nach Geld hat den Leuten regelrecht das Hirn zerfressen. Sie waren unfähig, richtig zu denken, weil ihnen etwas anderes gefehlt hat, nämlich ethische Intelligenz, soziale Intelligenz, ja sogar kreative Intelligenz. Intelligenz ist immer nur dann richtig, wenn es eine gebündelte Intelligenz ist und eben nicht nur einseitig. Das heißt, diese Finanzkrise ist möglich geworden, durch ein falsches Denken, ein falsches ökonomisches Denken.“ Diese Gier hat sich gegenüber der empathischen Solidarität heute durchgesetzt. Wer dageben ankämpft, braucht tatsächlich eine robuste Gesundheit und ein tiefes Loslassen.

Der Karren steckt fest

Die andere Befindlichkeit habe ich selber in den vergangen Wochen gehört: „Stillstand“. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass alle Bewegung wollen, damit der Karren wieder aus dem Dreck kommt. Die einen ziehen allerdings nach vorne und meinen damit wieder auf die Straße zu kommen. Andere sagen, es braucht eine Umkehr. Sie meinen, dass wir ansonsten noch tiefer im Dreck stecken. Ich gehöre zu denen, die für Metanoia und Umkehr sind. Vielleicht wäre ich auch nach Assisi gekommen, wenn ich kurz nach Flattnitz im falschen Nebental weitergegangen wäre. Sicher wäre gewesen, dass es ein riesiger Umweg geworden wäre. Das machen wir gerade. Es muss etwas weitergehen, es muss täglich Neues und Aktivität sprudeln, „Schaut, wie wir laufen“ steht im Raum und niemand hört, dass sich viele wundern. Stillstand ist Rückschritt habe ich gestern von einem führenden Wirtschaftstreibenden gehört. Wenn es stimmt, dass wir in die falsch Richtung gehen (AKW, Mobilität, Bildungsleere,…), dann ist doch jeder Rückschritt eine Chance zu einem neuen Fortschreiten – nach „Assisi“. Offenes, freies Nachdenken, ja mitunter Beten kann Wunder tun! Das sollten wir in diesen Tagen nicht unterschätzen und aus den Augen verlieren. Umkehr ist der beste Weg nach vorne.