Besser und Erster sein müssen

„Schließlich geht es in diesem Kampf gegen das Cornavirus nicht um ein Wettrennen, nicht darum, wer als Erster gehandelt hat und nun als Bester aus dem Schlamassel herauskommt. Was nottut in diesen Tagen ist europäische Solidarität, sind abgestimmte europäische Konzepte. Denn am Ende werden sich nur alle gemeinsam an die Aufräumarbeiten machen können.“

Grenzüberschreitender Zusammenhalt

Und Weiter: „Daran sollte auch Kanzler Kurz denken. Er muss gewiss sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, doch mit solch eitlem Blendwerk ist niemandem geholfen.“ Es ist der Blick von außen, ein Kommentar von Peter Münch (Korrespondent für Österreich und Südosteuropa) in der Süddeutschen Zeitung vom 6. April 2020. Wer den österreichischen Bundeskanzler in diesen Tagen semantisch beobachtet, wird feststellen, dass er sich die Karwochen- und Ostererfahrungen und die damit verbundenen Heilsbilder zu eigen macht, um die Emotionen der Menschen „anzustacheln, zu bedienen, politisch ins Rennen zu werfen“. Natürlich auch zur Bekämpfung des Virus. Beispiel: „österliche Wiederauferstehung“. Das wird gepaart mit Vergleichen und Rankings (Wer ist schneller? Wer ist Erster? Wer ist besser?) und einer subtilen Abgrenzung nach außen und nach innen. Der einzige Bezugspunkt zum Erlangen des Heils sind wir in diesem Österreich: „Liebe Österreicherinnen und Österreicher“. Da gäbe es auch die „in Österreich Wohnenden oder Arbeitenden“. Ein grenzüberschreitender Zusammenhalt in der EU, eine Zusammenschau oder gar ein Zusammenwarten (Meine Gedanken sind beim Schulausflug.) ist komplett außer Sichtweise. Diese Corona-Zeiten eignen sich besonders gut dafür,  ein wieder anderes soteriologisches Sprachbild hervorzuholen, das von den Herausgehobenen, den Erwählten, den Auserwählten. Das Versprechen lautet: Österreich wird vor allen anderen aus dem Schlamassel herausgestiegen sein. Wir sind die Sieger, die Starken, die Geretteten. Das ist die Verheißung aus der Politik. Die Kirche ist zum Stillhalten gezwungen und wie wir alle auf Abstand, Ausnahme Caritas.

Solidarische Vielfalt mündet im Zusammenhalt

Wenn wir uns anschaulich in allen Dimensionen das jesuanische Ostern vor Augen führen, dann sehen wir bei Jesus, dass es ihm nicht um ein paar Erwählte oder gar ein erwähltes Volk geht, sondern um die Menschheitsfamilie über alle Grenzen hinweg. Der Messias ist deshalb gestorben, weil er sich den „mimetischen Dynamiken und dem Sündenbock-Prinzip“ ausgeliefert hat. Vergleichen und Sündenböcke führen Mensch und Mitwelt in den Tod.  Gerade das nach Ostern kommende Pfingsten will uns nochmals darin bestärken, ein neues Miteinander, einen Zusammenhalt über alle Unterschiede und Begrenzungen hinweg zu verwirklichen. Diese solidarische Vielfalt wird von einem tiefen und guten Geist inspiriert sein und mündet im grenzenlosen Zusammenhalt mit allen. Vergleiche und Rankings  haben dort keinen Platz mehr. Auch nicht das gezielte Ausgrenzen, wie es beispielsweise ein Bauer im Mühlviertel probiert (Foto). Gerade von den Bischöfen erwarte ich mir, dass sie diesem jetzigen politischen Messianismus entlang des Corona-Virus entgegensteuern durch klare jesuanisch-österliche Aussagen.