Da braucht es kleinere Mähdrescher

Kleine Felder„Vollgas-Landwirtschaft und gigantomanische Agrartechnik“ prägen den ländlichen Raum in den fruchtbaren und weitläufigen Gegenden Europas. „Alles wird größer, muss größer werden, sonst stirbst“, predigen die Landwirtschaftslehrer*innen und Berater der Kammern. Großteils. Hier im Waldviertel ist alles kleinstrukturiert. Felder, Wiesen und Wald wechseln sich in kleinen Einheiten ab. Der „Immer-Größer-Wahn“ findet durch die Granitblöcke und -findlinge seine Begrenzungen.

„Zur Prekarisierung der kleineren Bauern trägt die allgegenwärtige Zentralisierung der Produktions- und Verarbeitungsprozesse bei“, lese ich bei den IG-Milchbauern auf ihrer Website. Das geht mir durch den Kopf, während mich meine Füsse durch die wunderbar kleinstrukturierte Gegend südlich von Groß-Gerungs rund um das Gasthaus Einfalt tragen. „Vielfalt beim Einfalt“ steht auf dem Gebäude. Zurecht. Selten wo findet man eine so vielfältige Landschaft wie hier im Waldviertel. Da sind Wälder, die ich gerne „Beerenwälder“ nenne, auch wenn sie hier einen „Bären-Trail“ markieren. Da sind Wiesen mit ihren Blumen und Gräsern in Vielfalt. Und da sind die kleinen Felder mit verschiedenen Getreidesorten, die irgendwie „direkt“ im Wald stehen. Die gigantischen Mähdrescher, die im Flachland unterwegs sind, haben sicherlich hier ihre Schwierigkeiten. Zu oft umkehren, zu viele „Leerfahrten“ und sicherlich viel zu breit und zu schwer.

Felder im Wald

Tonnenschwere Maschinen betonieren

Unser Rundgang kommt bei einem Bauernhof vorbei, wo die Maschinen schon etwas in die Jahre gekommen sind. Aber sie tun ihren Dienst. Vielleicht denkt die Agrartechnikindustrie wieder einmal nach und produziert „viel kleinere, der Gegend und Landschaft angepasste Maschinen“. Die Maschinen-Tonnen erdrücken das Erdreich und die Humusbildung ist nicht mehr möglich. Unglaublich viel landwirtschaftlich fruchtbare Fläche wurde und wird immer noch zubetoniert, noch viel mehr aber mit tonnenschwerer Agrarindustrie. Mir ist klar: Viele Bauern sehen das anders. Das Waldviertel erinnert uns daran, dass „kleinstrukturiert und vielfältig“ (Biodiversität) in die Zukunft führen. Das wird man auch im Flachland erst wieder entdecken müssen. Der erschütternde aktuelle Klimabericht ist ein lautes Weckerläuten. Hier im Waldviertel setzt der Granit die Grenzen. Woanders muss sich der Mensch begrenzen – um der Zukunft willen.