Das äußere und das innere Auge

Heute war ich dran, die Wortgottesfeier in der Pfarre St. Markus zu leiten. Schon mehrmals war ich auf der Wartburg in Thüringen. Dort lebte die hl. Elisabeth. Der heutige Elisabeth-Sonntag der Caritas war daher für die Predigt aufgelegt. Eine Frau ist ihrem inneren Auge gefolgt. Die konkrete Anregung zur Predigt kam von ganz woanders.

Mir passiert es öfter, dass mich ein Gedanke in einer Zeitung oder einem Magazin so anspringt, dass ich die Schere hole, die Seite herauschneide und auf den „Ideenstapel“ lege. So ging es mir mit einem Artikel im Publik-Forum. In den letzten Tagen habe ich den Stapel durchwühlt, etwas gesucht, nicht gefunden. Dafür kam mir das Blatt Papier mit der Überschrift „Wenn sich das innere Auge öffnet“ entgegen. Ich lese wieder drüber. Der Gedanke trifft meinen Predigtauftrag zum heutigen Elisabeth-Sonntag. Mit meiner grünen Feder rahme ich mir den Grundgedanken ein. Heute nehme ich den Zettel mit hin zum Ambo. Über 60 Menschen mit Mund- und Nasenschutz sitzen mir gegenüber, die Augen offen und – so war meine Wahrnehmung – noch mehr die Ohren. Ich zeige den Zettel, die ausgeschnittene Seite und lese die Stelle vom äußeren und inneren Auge (siehe Foto). Das äußere Auge sieht mehr das Eigene und auf den Schein des Sichtbaren.

Das innere Auge sieht dafür ganz andere Dinge, wunderschön beschreiben: „Hingegen erblickt das innere Auge im Gewöhnlichen das Ungewöhnliche, im Vergänglichen das Ewige, im Altern Würde, im Kranken Hoffnung, im Hass Versöhnung, im Antlitz eines Flüchtlings die eigene Heimat.“ Angesprochen ist dazu der Geschmack Gottes, „der sich in allem erlebbar macht“. Die hl. Elisabeth hat mit dem inneren Auge geschaut und die „Caritas-Menschen“ versuchen das heute auch.  Das beschränkt sich nicht auf die Organisation alleine, aber dort sitzt dieser Auftrag, „dieses innere Auge wach und offen zu halten“. Verschwiegen habe ich nicht, dass diese Seite von Ahmad Milad Karimi stammt. Er ist islamischer Professor für Philosophie und Mystik in Münster. Dann drehe ich den Zettel um und dort ist von Mutter Mechthild die Rede, die Asylwerbern Kirchenasyl gewährt, auch wenn ihr Gefängnisstrafe angedroht wird. Caritas ist Liebe, Nächstenhilfe, ein Leben entlang der Geschmacksrichtung Gottes.